Zwischen Alpenlicht und Burgundergeist“ – Sebastian Schmidt und die neue Eleganz vom Bodensee

Zwischen Alpenlicht und Burgundergeist“ – Sebastian Schmidt und die neue Eleganz vom Bodensee



Zwischen Alpenlicht und Burgundergeist“ – Sebastian Schmidt und die neue Eleganz vom Bodensee

Ein Winzer, geprägt von Heimat, Weltläufigkeit und burgundischer Schule – und ein Weingut, das am bayerischen Bodensee eine ganz eigene Handschrift entwickelt.

Wenn man mit Sebastian Schmidt spricht, spürt man sofort diese besondere Mischung aus Bodenhaftung und Weltneugier. Der Bodensee ist seine Heimat, sein Kraftquell – und gleichzeitig das Sprungbrett in die weite Welt des Weins. Aufgewachsen in einem traditionsreichen Hof oberhalb des Sees, mit Blick über die Bregenzer Bucht bis tief hinein ins Appenzell, hat Sebastian diese Landschaft so sehr verinnerlicht, dass sie zu einem stillen Bestandteil seiner Weine geworden ist. Der See, das Licht, die Nähe der Alpen – all das prägt Klima und Charakter seiner Rebsorten ebenso wie die Menschen, die hier leben

Dabei war sein Weg zum heutigen Winzerprofil alles andere als geradlinig. Ein englisches Internat, das Marine-Offiziersleben auf einer Fregatte, Praktika in der Wachau und schließlich im Burgund – jede dieser Etappen hinterließ Spuren. In Frankreich, so erzählt er, habe er die „Kopfwäsche“ seines Lebens erlebt: Wein entsteht nicht aus Tabellen und Kontrollpunkten, sondern aus Erfahrung, Intuition und einem tiefen Vertrauen in die natürlichen Prozesse. „Der Feinschliff kommt nicht an der Uni, sondern von Meisterhand“, sagt er rückblickend

Und genau dieser Mix – Handwerk, Präzision, Laissez-faire, gepaart mit bodensee-typischer Klarheit – führt heute zu Weinen, die man in dieser Form am deutschen Markt kaum findet. Vor allem in seinem Weißburgunder „Zwirken“ zeigt sich Burgund in feiner Resonanz: ein Wein voller Eleganz, salziger Länge und einer texturalen Harmonie, die man eher bei einem Premier Cru erwarten würde. Kraft und Feinheit stehen hier nicht im Widerspruch, sondern formen eine Persönlichkeit, die nachhallt. Gleichzeitig beweist Sebastian mit dem Müller-Thurgau „Drumlin“, wie viel Tiefe und Struktur man einer lange unterschätzten Sorte entlocken kann – frühe Lese, präzise Säurehaltung, spontaner Ausbau, ein Hauch Fass, straffe Mineralik. Ein Müller-Thurgau, der verblüfft und lange bleibt

Wesentlich hierfür ist auch das Weingut selbst: ein moderner Holzbau, der sich komplett in die Landschaft schmiegt und bewusst auf Beton-Ästhetik verzichtet. Ein Ort, der Wärme und Naturverbundenheit ausstrahlt – und die stilistische Philosophie der Schmidts sichtbar macht. Die Familie lebt Weinbau seit Generationen, aber der große Entwicklungsschub kam mit Sebastians Rückkehr 2012 und dem Neubau 2014. Seitdem sind Keller, Weinberge und Team zu einem organischen Ganzen gewachsen

Sebastians Blick in die Zukunft bleibt dabei wohltuend bescheiden: kein Flächenwachstum, keine Hektik, sondern Feinschliff. Chardonnay und Spätburgunder sieht er als langfristige Königsdisziplinen des Bodensees – doch alles mit Ruhe, Reife und Vertrauen. „Ich möchte einfach gelassen durch die Weinberge schlendern und mich freuen, dass es so ist, wie es ist“, sagt er – ein Satz, der viel über diesen Winzer verrät

Und vielleicht liegt genau darin der Zauber seiner Weine: Sie sind geprägt von Welt und Heimat, aber sie ruhen vollkommen in sich selbst.


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