Zwei Generationen, ein roter Faden – im Weingut Walter in Bürgstadt

Zwei Generationen, ein roter Faden – im Weingut Walter in Bürgstadt


Zwei Generationen, ein roter Faden – im Weingut Walter in Bürgstadt

Vom Buntsandstein geprägt, von zwei Generationen getragen: Wie Christoph und Felix Walter aus Bürgstadt ihr Weingut in die Zukunft führen.

Bürgstadt, dieser stille Weinort zwischen Spessart und Odenwald, hat etwas Zeitloses. Die alten Sandsteinhäuser, das Pflaster, die verwinkelten Gassen – alles erzählt von Geschichte und Geduld. Und doch spürt man hier Aufbruch. Ganz besonders im Weingut Walter, wo Vater Christoph und Sohn Felix Walter Seite an Seite arbeiten – zwei Generationen, die sich gegenseitig Raum geben und gemeinsam an einer neuen Zukunft für ihr kleines, aber ambitioniertes Weingut bauen.

Als ich die beiden besuchte, war die Lese gerade vorbei. Die Eimer gespült, die Presse stand still, aber der Keller lebte: Es roch nach Gärung, nach Hefe, nach Spätburgunder. Christoph erzählte vom frühen Lesestart, von der akribischen Selektion und vom Stolz auf einen Jahrgang, der alles andere als einfach war – aber am Ende Freude verspricht. „Wenn der Spätburgunder gut ist, dann ist der Jahrgang gut“, sagt er, und in diesem Satz steckt viel Wahrheit über Bürgstadt und seine Winzer.

Felix, 24 Jahre jung, bringt frischen Wind. Nach Stationen bei Fürst, Huber, Künstler, Chanterêves und Mac Forbes ist er mit einem klaren Ziel zurückgekehrt: Qualität, Herkunft, Charakter. Er stellt auf Bio um, experimentiert mit Spontangärung, arbeitet an der eigenen Kompostbereitung und veredelt alte Müller-Thurgau-Reben zu Spätburgunder um. „Wir wollen Wein werden lassen, nicht machen“, sagt er. Diese Haltung, die er „kontrolliertes Nichtstun“ nennt, beschreibt gut, wie die Walters denken – präzise, aber mit Vertrauen ins Leben.

Das Fundament dafür bildet der Buntsandstein, der in Bürgstadt nicht nur die Böden, sondern auch das Licht färbt. Er gibt den Weinen Wärme, Finesse und eine unverwechselbare salzige Ader. Im Centgrafenberg und Hundsrück, den beiden großen Lagen des Ortes, entstehen Spätburgunder von Format – leise, aber ausdrucksstark, mit kühler Frucht, klarer Struktur und enormem Reifepotenzial.

Christoph hat das Weingut in den 1990er-Jahren aus einem landwirtschaftlichen Mischbetrieb heraus aufgebaut, Schritt für Schritt, ohne große Worte, aber mit Beharrlichkeit. Felix knüpft daran an – mit mehr Wissen, mehr Weltoffenheit, vielleicht auch mit etwas mehr Tempo. Der Vater lässt ihn machen, der Sohn hört zu. Diskussionen gehören dazu, aber immer mit Respekt. „Es geht nicht ums Ego“, sagt Christoph, „es geht um den Wein.“

Was diese Zusammenarbeit so besonders macht, ist die Balance zwischen Gelassenheit und Tatkraft, zwischen Erfahrung und Entdeckergeist. Die Walters stehen für eine Generation von Winzern, die nicht laut auftritt, sondern klug nachdenkt, sorgfältig arbeitet und sich treu bleibt. Dass der Vinum Weinguide 2025 ihnen gerade den vierten Stern verliehen hat, wirkt da fast wie eine Bestätigung – nicht für den schnellen Erfolg, sondern für Haltung, Geduld und Konsequenz.

Wer Bürgstadt besucht, spürt schnell: Hier geschieht Wandel in aller Ruhe. Und im Weingut Walter bekommt dieser Wandel ein Gesicht – oder besser gesagt: zwei.


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