Alexander Pflüger - mit Lebensfreude und Leichtigkeit 200 Jahre Familientradition schultern

Alexander Pflüger - mit Lebensfreude und Leichtigkeit 200 Jahre Familientradition schultern

Alexander Pflüger - mit Lebensfreude und Leichtigkeit 200 Jahre Familientradition schultern

Der Vater von Alexander Pflüger zählt zu den Bio-Pionieren in der Pfalz. Bereits Anfang der 80er Jahre begann er mit dem biologischen Anbau, also zu einer Zeit, als Biowinzer gemeinhin als schräge Vögel galten und so ein Schritt mehr als nur ein bisschen Mut erforderte. Doch weder der Vater noch der Sohn sind Menschen, die sich so leicht von ihrem Weg abbringen lassen, vor allem wenn Werte und Grundüberzeugungen im Spiel sind.

Ökologischer Weinbau aus Überzeugung

Auf meine Frage, welche Einsichten und Grundüberzeugungen sein Vater ihm in dieser Hinsicht mit auf den Weg gegeben hat, erklärt mir Alexander Pflüger:

„Eine zentrale Säule unserer Philosophie besteht in der Überzeugung, den Weinberg als einen lebendigen Ort zu begreifen. Nur ein lebendiger Weinberg ist ein Ort, an dem sich Individualität entfalten kann. Deshalb müssen wir alles dafür tun, damit wir dort ein stabiles Ökosystem hinbekommen. Nur dann bekommen wir am Ende auch einen authentischen Wein. Den kriegen wir nur dann, wenn wir vorher im Weinberg ein bisschen Respekt und Demut gezeigt haben. Und das bedeutet eben auch, Vielfalt zuzulassen. Mein Papa hat immer gesagt „große Weine entstehen nur mit der Natur und nicht gegen sie“ - diese Einsicht prägt auch heute mein Selbstverständnis als Winzer.“

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200 Jahre Familientradition wirft man nicht einfach weg

Dabei wollte Alexander Pflüger eigentlich gar nicht Winzer werden, zumal sein Bruder vorhatte, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Noch als er gegen Ende seiner Zivildienstzeit als Sanitäter mit einer beruflichen Zukunft als Arzt Schwanger ging, ereilte die Familie die überraschende Nachricht, dass sein Bruder das Weingut nun doch nicht übernehmen, sondern einen anderen Weg einschlagen wolle.

Ohne sich die Entscheidung zu kompliziert zu machen, hat Alexander Pflüger dann beschlossen, eine Winzerlehre zu beginnen.

„Ich dachte mir damals, zwei Jahre gehen rum, da werde ich nichts verlieren. Das war für mich so eine Art Test und mir war klar, dass ich am Ende der Ausbildung eine bessere Entscheidung würde treffen können.“


Lehrjahre - ein Schmelztiegel von Einflüssen

Also startete er im Jahr 2001 sein erstes Lehrjahr. Und das nicht irgendwo, sondern im väterlichen Betrieb, nicht zuletzt, weil ihn die Zusammenarbeit mit seinem vater ganz besonders reizte. Schließlich hatte er in den 15 Jahre zuvor nicht mit ihm zusammengelebt. Und so witterte er eine großartige Chance, seinen Vater noch einmal ganz neu kennenzulernen.

„Das war eine spannende Zeit für mich. Ich habe viel gelernt, umso mehr desto intensiver wurden dann auch die Diskussionen mit meinem Vater. Ganz toll war, dass ich in der Berufsschule Teil einer sehr aktiven Clique war. Freitags haben wir nach dem Unterricht unsere ganz eigene Weiterbildung organisiert. Wir haben interessanten Weingütern wie z.B. Pfeffingen, Köhler-Ruprecht und Bürklin-Wolf einen Besuch abgestattet, uns mit den Winzern unterhalten und sehr viele Weine verkostet. Das war ungeheuer spannend, lehrreich und inspirierend.“

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Eintauchen in die faszinierende Welt der Wein- und Genusskultur

Inspirierend für Alexander Pflüger war dann auch das 2. Lehrjahr in Deidesheim beim traditionsreichen Weingut Dr. Deinhard, das heutige von Winning. Hier verfeinerte er nicht nur seine fachlichen Fertigkeiten, sondern machte auch Bekanntschaft mit einer Wein- und Genusskultur, wie er sie so bislang nicht kannte.

Bei Dr. Deinhard wurden dann auch die Grundlagen dessen gelegt, was Alexander Pflüger heute sein stilistisches Weinideal nennt.

„Ich werde nie die Begegnung mit dem Forster Ungeheuer Riesling Kabinett trocken vergessen. Ein kristallklarer Wein mit total typischer Rieslingfrucht. Der war total natürlich, ohne irgendetwas Gekünsteltes. Da hast du richtig Lust gehabt, die Flasche leer zu trinken. Der war richtig klasse, generös und trinkig und hat trotzdem Spuren hinterlassen - ein ganzes lebenlang.“

Und an anderer Stelle bilanziert Alexander seine Zeit bei Dr. Deinhard wie folgt:

„Die Zeit bei Dr. Deinhard war ein Schmelztiegel an Einflüssen, war super wichtig und prägend für mich, aber die Büchse der Pandora öffnete sich erst in Geisenheim so richtig.“

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Geisenheimer Inspirationen

Wenn Alexander Pflüger an die Zeit in Geisenheim denkt, kommt er ins Schwärmen. Vor allem das gesellige Miteinander und die zahllosen gemeinsamen Tastings hat er in bester Erinnerung. Seine Freude am Wein hat damals noch einmal einen großen Schub und viele neue Impulse bekommen, ebenso seine Motivation, zu Hause im väterlichen Weingut so richtig loszulegen.

„Die Zeit des Studiums in Geisenheim habe ich sehr genossen, vor allem weil sich unzählige Gelegenheiten boten, um über die dörfliche Enge Bad Dürkheims, über den Pfälzer Tellerrand zu blicken. Inspirierend waren v.a. die Vorlesungen von Randolf Kauer über ökologischen Weinbau und die Projekte, die ich dazu besucht habe. Wer offen ist, Neues aufzunehmen, der kann sich in Geisenheim sehr sehr viele Anregungen holen.“

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Der Weg zur biodynamischen Wirtschaftsweise

Alexander Pflüger hat 2008 noch eine Schippe draufgelegt und den Betrieb auf biodynamische Wirtschaftsweise umgestellt. Und er hat auf diesem Weg erfahren, dass die theoretischen Grundlagen dieser Art, ein Weingut zu betreiben, sehr komplex und nicht immer leicht zu begreifen sind. Viele Anregungen hat er sich im Rahmen der von Ecovin organisierten Seminare und Fortbildungen in Sankt Ulrich geholt.

„Da war damals eine ziemlich gute Gruppe beieinander und bei vielen ist irgendwann der Wunsch entstanden, einen Schritt weiterzugehen. Das mit der Begrünung und auch mit dem ökologischen Pflanzenschutz hatten wir verstanden und dann sagten wir uns, lass uns einen Schritt weitergehen, lass uns mal dieses Thema Biodyn anpacken. Lass uns mal schauen, was da passiert, was da anders ist und was das an Mehrwert bringt. Wichtig waren in diesem Zusammenhang auch unsere Kollegenbesuche im Elsass. Nicht nur deren Weine haben mich extrem begeistert, sondern auch wie sie das Thema Biodyn gelebt haben. Und dann war klar, dass ich diesen Schritt auch gehen wollte.“

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Der Wert des Individuellen

Auf seinem Weg, die Prinzipien der Biodynamie zu implementieren, hat Alexander Pflüger nicht nur gelernt, Lebendigkeit und Biodiversität in seinen Weinberge zu fördern und auf dieser Basis originäre und originelle Weine zu erzeugen, sondern auch sich selbst in seiner Individualität besser zu verstehen und diese Individualität selbstbewusst zu leben.

„Bei sich sein und bei sich bleiben, das ist manchmal gar nicht so einfach. Das ist ein Lernprozess. Am Anfang habe mich eine zeitlang immer wieder gefragt, wann werde ich endlich Winzer oder Neuentdeckung des Jahres. War aber nicht. Und dann musste ich erst mal damit klar kommen, dass deswegen meine Weine nicht schlecht sind. Ich habe dann mit der Zeit gelernt, das es wichtig ist, da so ein bisschen Resilienz zu entwickeln und zu sagen, das ist okay."

Alexander Pflüger hat für sich erkannt, dass es wichtiger ist, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht über äußere Zuschreibungen zu definieren. Er sagt:

„Du bist Winzer des Jahres, wenn du es für dich selbst bist, wenn du es in dir drinnen fühlst und wenn du mit dem, was du machst, zufrieden bist.“

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Wein als Quelle für gute Beziehungen und anregende Gespräche

Für Alexander Pflüger ist Wein vor allem ein Getränk, das Menschen verbindet, das auf dem Tisch steht, wenn Leute zusammenkommen und eine gute Zeit miteinander verbringen wollen. Wein ist für ihn deshalb weniger ein anbetungswürdiges Gemälde, das an der Wand hängt und angeschaut und bewundert werden will, sondern ein Lustspender, der Menschen zusammenbringt und verbindet. Noch einmal nach seinem stilistischen Ideal gefragt, sagt er:

„Für mich muss es leicht zugehen. Ich liebe Weine mit Tiefe und Charakter, aber wichtig ist mir vor allem, dass sie trinkig daherkommen, trinkanimierend oder wie viele heute sagen: mit viel Trinkfluss. Mein zweiter Vorname in Geisenheim war „süffig“, ganz einfach deshalb, weil ich diese trinkigen Weine schon immer ungemein mochte.“

Und etwas später im Interview ergänzt er:

„Ich habe sehr viele Weine im High-End-Bereich im Glas gehabt. Und gar nicht so selten habe das Trinkige an ihnen vermisst. Viele kamen mir irgendwie ein bisschen verkopft vor, sie wirkten gewollt und gekünstelt, die waren nicht zum Anfassen und um Spaß zu haben, sondern mehr wie ein Gemälde, eben zum Bestaunen.“

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Assemblage ist die Königsdisziplin

Um die Weine auf Flaschen füllen zu können, die ihm vorschweben, versucht Alexander Pflüger aus seinen Lagen Moste mit unterschiedlichem Charakter zu erzeugen. Um später einen bestimmten Wein auf die Flsche zu ziehen, produziert er zunächst oft dutzende Gebinde, die sich mal durch den Lesezeitpunkt, die Lage, die Fassgröße, die Dauer des Schalenkontakts und ein andermal die Gärtemperatur unterscheiden.

„Wir ernsten so, dass wir die Vielfalt dessen, was gewachsen ist, so auch in den Keller holen. Dann haben wir zum Beispiel beim Riesling so zwischen 30 und 40 verschiedene Gebinde. Die sind nicht besonders groß, aber immer irgendwie unterschiedlich. Und genau darum geht’s. Es geht um eine maximale Vielfalt der Moste und Grundweine, damir wir maximal viel spielen und kombinieren können. Und hier kommt natürlich Erfahrung, Intuition und Feingefühl ins Spiel. Das brauchst du, um dieses Spiel erfolgreich zu spielen. Die Assemblage ist die Königsdisziplin.“

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Rückblick voller Dankbarkeit

Rückblickend bilanziert Alexander Pflüger die vergangenen 10 Jahre als Weingutschef und Familienvater:

„Es war eine gute Zeit, ich habe viel erlebt, bin oft wohlwollenden Menschen begegnet und ich habe das große Glück, Teil eine ganz tollen Familie zu sein. Dass das alles so möglich geworden ist und ich jetzt hier auf diesem Level unterwegs sein darf, habe ich letztlich natürlich meinem Vater und meinem Großvater zu verdanken. Die beiden haben sich total mit dem Betrieb identifiziert und all ihre Kraft und Begeisterung da reingesteckt.“

Mein Tasting mit Alexander Pflüger

Wir haben dann noch drei Weine aus Alexander Pflügers aktueller Kollektion verkostet, den Weißburgunder Quarzit, den Riesling aus dem Michelsberg, der Top-Lage des Betriebs und schließlich vom Herrenberg einen Pinot Noir. Ich danke Alexander Pflüger für das schöne Gespräch, die Weine, die wir gemeinsam verkostet haben und seine Unterstützung für den Podcast.

Online Tasting mit Alexander Pflüger am 14. Mai 2021

Für den 14. Mai lade ich dich ein, live dabei zu sein, um zusammen mit mir und Alexander Pflüger vier seiner Weine zu verkosten und über all das zu sprechen, was du über ihn und seine Weine wissen möchtest. Über diesen Link erfährst du mehr und kannst dir ein Ticket besorgen: Mehr Infos!

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Nächste Woche ist Gabriel Scheuermann zu Gast im Podcast von "Genuss im Bus"

Nächste Woche ist mit Gabriel Scheuermann ein Vertreter der jungen Pfälzer Avantgarde zu Gast hier im Podcast von „Genuss im Bus“. Er sagt: „Wir geben Gas bei uns im Betrieb, wir haben klare Ziele und darauf steuern wir zu.“

Also, schalte wieder ein, wenn in genau einer Woche die nächste Episode von Genuss im Bus an den Start geht und überzeuge dich selbst vom Tempo, das Gabriel Scheuermann in Niederkirchen einschlägt.

Bis dahin mach’s gut und lass es dir schmecken.

Wolfgang

1 Kommentar

  • Greetings Alexander
    Your concert march Abel Tasman is very appealing. I live in Australia, and Tasmania (an island separate to Australia) is one of our six states.
    How did you come to compose Abel Tasman? I would like to know please.

Was denkst du?