Anna Reimann - Botschafterin des Saar-Rieslings und vielseitige Weingutsmanagerin

Anna Reimann - Botschafterin des Saar-Rieslings und vielseitige Weingutsmanagerin


Anna Reimann - Botschafterin des Saar-Rieslings und vielseitige Weingutsmanagerin

Anna Reimann vom Weingut Cantzheim ist zu Gast im Podcast "Genuss im Bus"

Fast in Rufweite zum Weingut von Günther Jauch, der in der 181. Episode von Genuss im Bus mein Gast am Mikrofon war, ist ein weiteres Spitzenweingut der Saar beheimatet. Cantzheim ist sein Name. Ganz anders als von Othegraven blickt es nicht auf eine Jahrhunderte lange Tradition zurück. Im Gegenteil. Es handelt sich um ein echtes Startup, eine Weingutsgründung, die Anna Reimann und ihr Mann Stephan im Jahr 2016 auf den Weg gebracht haben.

Dampflok

Cantzheim kommt zügig voran...

Seither ist nicht viel Zeit vergangen und doch sind die Weine der beiden bereits in der Spitze der Region Saar angekommen. Es sind zeitlose Dokumente einer der aufregendsten Weinlandschaften Deutschlands, ohne jeden vordergründigen Charme, puristische, reine Weine ohne Lametta und schmückendes Beiwerk. Dafür brillieren sie mit Tiefe und Eleganz, mit zugleich tänzelnder Leichtigkeit und Komplexität, mit salziger Länge und einer so seidigen Textur, dass man sie streicheln möchte. Nur Zeit sollte man ihnen geben, denn ihren ganzen Reichtum zeigen sie nicht schon kurz nach der Flaschenfüllung.

Wir wollen zeitlose Weine machen, Weine, die reifen und sich entwickeln können und auch in ein paar Jahren noch sehr viel Trinkfreude bescheren. Sie dürfen energisch auftreten, Energie versprühen, Tiefe zeigen und sollen bei all dem doch tänzelnd und leichtfüßig bleiben", so erklärt es mir Anna Reimann im Podcast.

Cantzheim Ensemble SW

Weingut Cantzheim - Gutshaus mit Orangerie und Remise

Cantzheim - mehr als nur ein Weingut

Dem Faktor Zeit begegnet man auf Schritt und Tritt auf dem Gutsgelände. Hier findet sich Altes und Neues auf harmonische Weise miteinander vermählt. Fast wie eine Insel liegt das Weingut Cantzheim auf einem schmalen Landstreifen zwischen Straße und Bahnlinie. Das spätbarocke Gutshaus im Zentrum des Anwesens wird eskortiert von zwei Neubauten, die respektvoll Abstand halten und die solitäre Wirkung des Bestands betonen - Orangerie und Remise. Über das ganze Jahr finden hier Konzerte, Ausstellungen und diverse andere Events statt. Den Gästen stehen liebevoll eingerichtete Zimmer zur Verfügung.

Immer mal wieder bin ich Ihnen begegnet, im Restaurant, beim Darmstädter Vinocentral oder bei einem Besuch des Saar-Riesling-Sommers. Jedes Jahr im August öffnen die Saar-Weingüter ihre Keller und Vinotheken und laden alle Interessierten ein, ihre Weine zu verkosten und mit den Machern ins Gespräch zu kommen. Eine wirklich tolle Gelegenheit - auch um diese wundervoll wilde Region mit all ihren Facetten einmal persönlich in Augenschein zu nehmen.

Saarschleife2 1

Der Saar-Riesling-Sommer ist einen Besuch wert

Anna und Stephan Reimann vom Weingut Cantzheim sind natürlich immer mit von der Partie. In ihrer architektonisch ungemein ästhetisch gestalteten Orangerie schenken sie - zusammen mit wechselnden Gastwinzern - ihre Weine aus und geben Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Übrigens: Die Gästezimmer der beiden gehören zu den besten an der Mosel, Saar und Ruwer und ihr Verkostungsraum ist überaus charmant gestaltet.

Wie Gärtner pflegen Anna und Stephan ihre Weinberge

Im Grunde ihrer Herzen sind Anna und Stephan Gärtner. Die fürsorgliche Pflege ihrer Weinbergslagen ist ihnen eine Herzensangelegenheit. Bodenvitalität und Rebgesundheit gehören genauso dazu wie ein lebendiges, biodiverses Umfeld. Mit jedem Jahrgang, wo die beiden ihre Anlagen besser kennenlernen und ihre Pflegemaßnahmen noch ein bisschen feiner justieren können, spürt man das Schluck für Schluck im Glas - auch bei ihren mengenmäßig wichtigsten Weinen: der Gärtner und die Gärtnerin.

Saarlandschaft 1

"Die Saar ist das weltweit beste Terroir für Riesling"

Dieser Meinung ist Anna und sie begründet es so:

Ich bin ja viel herumgekommen und habe die Rieslinge dieser Welt im Glas und ich muss sagen: die Saar sticht immer raus. Auch meine früheren Arbeitgeber an der Mosel haben Saarweinberge bewirtschaftet und für mich waren das immer die besten Weine in deren Portfolios. Die Ursachen liegen meines Erachtens - neben den meist recht kargen Schieferböden, der Steilheit der Weinberge und dem Einfluss des Flusses - vor allem am kühlen Klima, das den Weinen eine Extraportion Spannung verpasst, die sie noch zeitloser und noch langlebiger machen. Und egal, wo ich hinreiße und welchen Önologenkollegen ich in anderen europäischen Ländern rede, alle beneiden sie uns nicht nur wegen dieser natürliche Frische in unseren Rieslingen, sondern auch deshalb, weil wir mit dieser Stilistik eine einzigartige Nische besetzen und Weine offerieren, die man sonst nirgendwo auf Flaschen ziehen kann.

Tatsächlich präsentieren sich Saar-Rieslinge mit einer so markanten Stilistik, das sie nicht nur einzigartig, sondern auch leicht wiedererkennbar macht: In der Aromatik puristisch, am Gaumen druckvoll und mit viel Energie ausgestattet und trotz alledem finalen Druck, wirken sie beschwingt und so leichtfüßig, als hätten sie Flügel. All diese Merkmale finden sich auch in Annas Weinen.

Stefan Reimann SW

Stephan Reimann bei der diesjährigen Traubenernte

Annas Rieslinge sind perfekte Botschafter der Saar

Der Fuchs zum Beispiel aus der Lage Saarburger Fuchs bietet ein reines, raffiniertes und doch eher zurückhaltendes Bouquet mit feinen Feuersteinnoten. Der energische Gaumenauftritt ist charmant, vollmundig und rund. Im Finale legt er noch einmal zu und klingt mit einem langen und fruchtintensiven Finish aus. Der 2021er, den ich im Glas habe, schmeckt nicht gänzlich trocken, sondern rund und geschmeidig, mit einem klitzekleinen Hauch von Süße. Hier stimmt alles: harmonisch, tief, mundfüllend, beginnende Komplexität, die sicher mit weiterer Flaschenreife noch zulegen wird.

Stimmig ist auch die Präsentation in der Flasche. Aus Gründen der Nachhaltigkeit verwendet Anna nur noch kleinere und leichtere Moselflaschen und keine Aluminiumkapseln mehr, nicht einmal im Crémant. Auch zum Naturkorken ist sie zurückgekehrt, nicht zuletzt um die Biodiversität der Korkeichenwälder zu erhalten. Eins fügt sich stimmig zum anderen. Aber Anna wäre nicht Anna, wenn sie sich mit dem Erreichten zufrieden geben würde. Sie wird, da bin ich mir sicher, neue Stellschrauben finden, die Dinge um sie herum weiter zu optimieren. Gerade hat sie einen Koch eingestellt.

Lasst es Euch schmecken!

Wolfgang

Noch keine Kommentare vorhanden

Was denkst du?