Christine Ludt - mit Pfälzer Bodenständigkeit und viel Herzblut zu neuen Ufern

Christine Ludt - mit Pfälzer Bodenständigkeit und viel Herzblut zu neuen Ufern


Christine Ludt - mit Pfälzer Bodenständigkeit und viel Herzblut zu neuen Ufern

Podcast-Interview mit der Chefin des Weinguts am Nil

Für eine weitere Episode meines Podcasts Genuss im Bus bin ich mal wieder in die Pfalz aufgebrochen und habe in Kallstadt Christine Ludt getroffen. Christine ist die neue junge Chefin des in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Weinguts am Nil.

Sie hat im Mai 2020 die Geschäftsführung und die operative Leitung des Weinguts übernommen und binnen kürzester Zeit für viel Aufbruchsstimmung gesorgt. Das ist Grund genug, sich mit ihr zu treffen. Ich möchte im Interview herausfinden, wie sie tickt und mit welcher Strategie und inneren Einstellung sie im Weingut am Nil die Dinge anpackt.

Weingut am Nil SW

Christine Ludt balanciert virtuos zwischen Tradition und Innovation

Dem Namen nach handelt es sich um ein vergleichsweise junges Weingut. Doch die Wurzeln reichen weit zurück ins 19. Jahrhundert. Mit der Übernahme durch die heutige Eigentümerfamilie Pohl im Jahr 2010 wird ein dynamischer Modernisierungsprozess eingeleitet, der so ziemlich alle Bereiche erfasst - angefangen von der Pflege der Weinberge, über die kellertechnischen Prozesse bis hin zum Außenauftritt.

Besonders markant ist die allseits präsente Farbe Lila. Das mag auf den ersten Blick auf ein modernes, ja vielleicht sogar postmodernes Selbstverständnis hindeuten, doch das ist nur der eine Teil der Wahrheit. Bemerkenswert ist nämlich, dass die historischen Wurzeln und die Pflege des kulturellen Erbes im Weingut am Nil nie aus den Augen geraten.

Sie bilden im Gegenteil die Orientierung für alle strategischen Entscheidungen. Dass der Balanceakt zwischen Tradition und Innovation gelingt, dafür ist die dynamische und zugleich ungemein bodenständige und geerdete Christine Ludt ein zuverlässiger Garant.

Christine Ludt mit Kellermeister SW 1

Die Chancen und Risiken eines Investorenweinguts

Das Weingut am Nil ist ein Investoren-Weingut. Familienweingüter - klar, die kennt nicht nur jeder, sie gelten hierzulande vielmehr als Inbegriff einer durch Generationen überlieferten Weinkultur. Sie sind durch und durch positiv konnotiert. Weniger positiv ist das Image des Investoren-Weinguts. Erste und weit verbreitete Assoziation: Das sind Reiche, die in Weingüter investieren. Der tradionsbewusste Weinliebhaber mag diese wohlhabenden und investitionsfreudigen Weinenthusiasten in der Regel nicht.

Dabei haben gerade diese Menschen auch hier bei uns in Deutschland dazu beigetragen, dass einige traditionsreiche Betriebe überleben und sich sogar zu ungeahnter Blüte entwickeln konnten. Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl und von Winning würden heute vielleicht gar nicht mehr existieren, hätte sie nicht ein gewisser Achim Niederberger unter seine Fittiche genommen und sein Geld in ihr Überleben investiert.

Weingut am Nil Weinkeller SW2

Christine Ludt kann ihre Schaffenskraft voll ausleben

Auch das Weingut am Nil ist so ein Investoren-Weingut. Zu neuem Leben erweckt vom Marburger Unternehmer Reinfried Pohl und seiner Frau Ana, einer Ärztin aus Katalonien. Beide sind weinbegeistert und voller Liebe für die Pfalz, ihre Küche und die Mentalität der Menschen. Sie haben ihr Herz an diese Region verloren. Und dann ihr Vermögen dort investiert. In ein Weingut mit Blick auf den Nil - eine kleine Weinbergsparzelle inmitten der berühmtesten Kallstadter Lage, dem Saumagen.

Christines Meinung zum Thema Investoren-Weingut ist eindeutig:

Wenn es Investoren wie die Familie Pohl nicht gäbe, gäbe es viele Weingüter nicht. Das sind in den meisten Fällen Menschen, die ihre Leidenschaft hier ausleben. Meistens sind es große Weingüter, die sie übernehmen, oft mit umfänglichen, renovierungsbedürftigen Anwesen. Das zu erhalten, ist heute keine leichte Sache. Es verlangt Investitionen, die immer mehr Weingutsbesitzer veranlasst, ihre Betriebe zu verkaufen

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Christines Stärke - mit Fingerspitzengefühl und Empathie zwischen den Welten vermitteln

Voraussetzung für die regionale Akzeptanz dieser "Neuankömmlinge" ist natürlich, dass sie die Traditionen respektieren beziehungsweise an ihrem Erhalt mitwirken. Das betrifft nicht nur die Weingutsimmobilie, sondern selbstverständlich auch die klassischen Lagen und Rebsorten und das handwerkliche Selbstverständnis der lokalen Winzerschaft. Den Menschen geht es oft um den besonderen lokalen Geist, den sie leben und verteidigen wollen. Christine hat Verständnis für die Skepsis, die vielen Investoren zunächst entgegengebracht wird:

Ich kann verstehen, dass es da eine Verunsicherung gibt. Und das ist einfach, weil gerade auch der Wein ein Traditionsgut ist. Es wird über viele Generationen weitervererbt und jede bringt sich auf besondere Weise ein. Wir hier im Weingut am Nil haben natürlich einen anderen Hintergrund, das ist ganz klar. Wenn man aber sieht, mit wie viel Liebe zum Detail und Leidenschaft wir zu Werke gehen und unsere Ideen und Ideale umgesetzen, dann hat das allen Respekt verdient. Wir sind ja jetzt nicht der große lila Löwe, der kommt und alles vernascht. Wir streben von ganzem Herzen ein Miteinander an - mit der ganzen Region und ganz besonders mit Kallstadt.

Christine Ludt Tisch SW 1

Echte Pfälzer Weine - das ist, was Christine am Herzen liegt

Christine hat das große Glück, im Weingut am Nil auf exzellente Lagen zurückgreifen zu können: Saumagen, Weilberg und Herrenberg - alle drei Große Lagen in der Klassifikation des VDP. Darauf wachsen die klassischen Sorten der Region, vor allem Riesling. Für die Pflege der Anlagen investiert sie von Jahr zu Jahr mehr. Sie ist auf dem Weg zur ökologischen Bewirtschaftung ihrer Weinberge.

In der Kellerwirtschaft setzt sie - zusammen mit ihrem Kellermeister Till Tempel - auf eine schonende Vinifizierung und den langen Fassausbau. Die vorhandenen Räumlichkeiten, vor allem der alte, tief ins Erdreich getriebene, perfekt klimatisierte Gewölbekeller offerieren beste Möglichkeiten. Christine ist sich bewusst, dass sie bereits viel erreicht haben, dass aber immer noch eine große Wegstrecke vor ihnen liegt. Sie will ganz vorne ankommen, zunächst in der Pfalz und dann mal sehen, was noch geht.

Christine Ludt Kellermeister Till Tempel SW

Wir verkosten drei Rieslinge - Weilberg, Herrenberg und Saumagen

Weilberg

Offeriert präzise und frische Aromen von weißen Pfirsichen, Limetten und Äpfeln, gemischt mit einem Hauch Zitrus und Kräuteranklängen. Am Gaumen ist er ein feiner, fruchtbetonter, frischer und schön texturierter Wein mit pikanter Säure und einer anhaltenden Mineralität. Ein eher zurückhaltender Typ, der sich Zeit für die Begegnung wünscht.

Herrenberg

Die Aromatik zeigt zitrische und staubig-mineralische Noten. Der Gaumenauftritt offeriert eine enorme Dichte und bemerkenswerte Tiefe. Wirkt zunächst fast ein wenig üppig, glänzt dann aber tatsächlich mit beeindruckender Komplexität, Spannung und salzigen Länge.

Saumagen

Startet mit rauchigen, kräuterigen und kreidigen Aromen, unterlegt mit deutlicher Zitruskomponente. Dann kommt die barocke Fülle zum Vorschein. Die Balance zwischen Power, Spannkraft und Frische ist begeisternd, das Säurespiel ungemein animierend. Er startet im Mundraum wie eine Granate, fokussuert sich im Finale dann aber auf ungewöhnlich elegante Weise. Großes Kino!

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Hör' rein in das spannende Podcast-Interview

Viel mehr über Christine und das Weingut am Nil erfährst Du im Podcast-Interview. Wir sprechen unter anderem über das vielfältige Event-Angebot auf dem Weingut, die zum Weingut gehörende Gastronomie und die liebevoll eingerichteten Gästezimmer. Auch wer nach einer attraktiven Location für eine Tagung oder eine private Feier sucht, findet mit dem Weingut am Nil einen interessanten Partner. "Nichts ist mit uns unmöglich. Auch für unkonventionelle Eventideen sind wir offen", versichert mir Christine.

Weingut Neus Gruppe1

Demnächst zu Gast bei Genuss im Bus sind die Protagonisten vom Weingut Neus in Ingelheim

In 14 Tagen geht es weiter. Und wieder habe ich mir ein Investorenweingut vorgeknöpft. Gleich drei Gäste nehmen dann am Mikrofon Platz. Das Team vom Weingut Neus in Ingelheim - der Inhaber Christian Schmitz, Betriebsleiter Lewis Schmitt und Kellermeister Toni Frank. Die drei sind Teil des immer dynamischer auftretenden Ingelheims, eine wunderbare Entwicklung und ein Anknüpfen an die wirklich große Weinbautradition der Kaiser-Stadt am Rhein.

Ich freue ich mich, wenn du dann am 1. April wieder einschaltest. Bis dahin wünsche ich dir eine gute Zeit und sage für heute Tschüss und Auf Wiedersehen. Und nicht vergessen:

Lass es dir schmecken!

Wolfgang

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