Elisabeth Muth - wie eine Architektin das Weingut Rappenhof leitet

Elisabeth Muth - wie eine Architektin das Weingut Rappenhof leitet


Elisabeth Muth - wie eine Architektin das Weingut Rappenhof leitet

Von Bauplänen zu Weinreben: Elisabeth Muths Weg ins elterliche Weingut

Eine weitere Episode meines Podcasts "Genuss im Bus" führt mich noch einmal in die sanfte Hügellandschaft Rheinhessens. In der kleinen Weinbaugemeinde Alsheim bin ich mit Elisabeth Muth verabredet, die dort seit 2018 das elterliche Weingut, den Rappenhof in der nunmehr 13. Generation führt.

Der Rappenhof ist ein traditionsreiches Weingut mit einer langen und interessanten Geschichte. Das Weingut wurde bereits 1604 gegründet und befindet sich tatsächlich seit 13 Generationen im Familienbesitz. Seit 1971 ist der Betrieb Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) und seit 1991 im Deutschen Barrique-Forum, dort bis 2005 als einziges rheinhessisches Weingut.

Die große Tradition des Weingut Rappenhof

Die Weinberge des Rappenhofs verteilen sich über sechs verschiedene Gemeinden und umfassen berühmte Lagen wie den Oppenheimer Sackträger und Herrenberg sowie die Niersteiner Lagen Pettenthal und Ölberg, in denen exzellente Rieslinge gekeltert werden. Es ist mit etwa 55% der Produktion die wichtigste Rebsorte des Weinguts. Überregionale Bekanntheit und Ansehen genießen vor allem:

  • VDP.Große Gewächse aus dem "Oppenheimer Herrenberg" mit erdig-mineralischen Noten
  • VDP.Große Gewächse aus dem "Niersteiner Pettenthal" mit rauchigem Auftakt, exotischen Fruchtaromen und feiner Säurestruktur
WSD 4217 017

Elisabeth Muth übernimmt die Weingutsregie

Elisabeth Muths Einstieg ins Weingut Rappenhof ist eine Geschichte von Rückkehr und Neuanfang: Sie studierte zunächst Architektur in Frankfurt und Zürich, um dann in München als Architektin zu arbeiten. Nach etwa 10 Jahren in verschiedenen Städten kehrte sie 2018 nach Alsheim zurück. Ihre Entscheidung war von dem Wunsch getrieben, etwas Erfüllendes zu tun und die Familientradition fortzuführen. Aber sie kehrt nicht zuletzt auch deshalb in den Familienbetrieb zurück, weil ihr Bruder nach einem tödlichen Verkehrsunfall das Erbe nicht mehr antreten kann.

Elisabeth sagt:

Ich musste mit dem Wechsel von der Architektur hier ins Weingut jede Menge lernen und muss es weiterhin. Vielles war mir zwar vertraut, schließlich bin ich hier aufgewachsen und habe die Arbeiten in Weinberg, Keller und Vermarktung natürlich mitbekommen, aber doch eher aus Beobachterperspektive und selten im Detail. Andererseits habe ich im Rahmen meines Studium und in den Jahren meiner beruflichen Praxis als Architektin wertvolle Erfahrungen gesammelt und Fertigkeiten erworben, die ich in den Alltag unseres Weinguts sehr gut einbringen kann.

Der erfrischende Blick von außen

Im Interview spreche ich mit Elisabeth immer wieder auch darüber, welche Erfahrungen und Einsichten sie aus ihrem Leben als Architektin in den Weingutsalltag hat mitnehmen können und an welch anderen Punkten die Uhren im Weinbusiness doch ganz anders ticken. Können ihre Erfahrungen in einem gänzlichen anderen Business den Blick auf die Herausforderungen eines Weinguts bereichern, hilft es ihr, ungeschminkt und fernab aller internen Scheuklappen die Stärken und Schwächen, die Chancen und Risiken des Rappenhofs ins Visier zu bekommen?

In diesen Interviewsequenzen stellt sich u.a. heraus, wie wichtig Elisabeth die Verbindung von Theorie und Praxis ist. Sie legt Wert darauf, sich nicht nur abstaktes Wissen anzueignen, sie ist bestrebt, neues Wissen immer gleich in konkrete, anwendbare Fähigkeiten zu übersetzen. Sie fragt stets: Wie funktioniert das? Und dann, wie kann ich es umsetzen?

Wer ihr zuhört, spürt schon sehr bald, dass Elisabeth nach Perfektion strebt. Fehler sieht sie dennoch nicht als Scheitern, sondern als Lernchancen. Mit diesem Vorgehen ist für sie immer auch eine ethische Dimension verbunden: Gute Technik dient dem Wohl des Menschen. Fertigkeiten sollten verantwortungsvoll eingesetzt werden. Deshalb hat sie das Weingut als biologische Bewirtschaftung umgestellt und sich für nachhaltige Methoden und Prozesse entschieden.

WSD 4227 SW

Im Rappenhof weht ein neuer Wind

Im Rappenhof weht also ein neuer Wind. Nicht nur die Bioumstellung hat Elisabeth auf den Weg gebracht, ihr Einstieg hat auch zu einer spürbaren Qualitätssteigerung der Weine geführt. Insbesondere die Abfüllungen des 2023er Jahrgangs werden zurecht als besonders elegant und komplex beschrieben.

Seit 2024 ist auch ihr Mann Johannes in den Betrieb eingestiegen und kümmert sich um den Außenbetrieb. Das hat dem Umstellungsprozess noch einmal sehr gut getan, schließlich verfügt Johannes über langjährige Erfahrungen bei renommierten Bioweingütern und weiß folglich, woauf es ankommt. Elisabeth erklärt dazu: "Dass Johannes jetzt voll im Betrieb mit dabei ist, ist für mich ein Segen. Vieles ist dadurch einfacher geworden und habe wieder etwas mehr Zeit für meine Kinder."

Mit Zuversicht in die Zukunft

Elisabeths Blick in die Zukunft fällt auch deshalb so ungemein positiv aus, weil sie spürt, dass sie angekommen ist. Im Weingut und in der Familie, aber auch in der Winzer-Community. Den Kontakt zu Kollegen und die wechselseitige Hilfsbereitschaft beschreibt sie voller Begeisterung. Das tut ihr sichtlich gut, es zeigt aber auch, dass sie wertgeschätzt und gemocht wird. Auf all dem lässt sich aufbauen und zuversichtlich nach vorne blicken.



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