Fred Loimer im Podcast Genuss im Bus

Fred Loimer im Podcast Genuss im Bus

Foto: Andreas Hofer


Fred Loimer im Podcast Genuss im Bus

Wie man auf leise, subtile und wahrhaftige Weine große Spuren hinterlässt

Fred Loimer ist Winzer in zwei ganz unterschiedlichen österreichischen Weinbaugebieten - in seiner Langenloiser Heimat im Kamptal und in der Thermenregion südwestlich von Wien, wo er in Gumpoldskirchen 2005 das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Weingut von Gottfried Schellmann übernommen hat.

Im Interview spreche ich mit ihm über die Terroirs des Kamptals, seinen Weg zur Biodynamie und die Lernprozesse, die damit einhergehen und wie er es schafft, Tempo und Langsamkeit gleichermaßen in sein Leben zu integrieren. Wie kaum ein anderer Winzer steht Fred Loimer für ständige persönliche Weiterentwicklung. Stillstand kennt er nicht und doch wirkt er bei der Begegnung ungemein relaxed und geerdet.

Seinen Betrieb entwickelt er von einem bäuerlichen Kleinbetrieb, der jahraus jahrein die örtliche Gastronomie mit sogenannten Dopplern, also preiswerten Zwei-Liter-Flaschen mit einfachen, gefälligen Weinen beliefert, hin zu einem High-Tech-Weingut, bevor er dann kehrt macht. Er schlägt den Weg zu einem biodynamischen Weingut ein und organisiert die Weinbereitung sukzessive und im Einzelfall pragmatisch nach interventionsarmen, low-tech Prinzipien. Das alles tut er mit sehr viel Gespür für Mensch und Natur, Ästhetik und Architektur.

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Kamptal - die Heimat des Winzers Fred Loimer

Namensgeber des Weibaugebiets Kamptal ist der Fluss Kamp, Hauptort ist Österreichs größte Weinstadt Langenlois. Mit rund 3.600 Hektar Rebfläche und zahlreichen - auch international angesehenen - Spitzenbetrieben ist das Kamptal eines der erfolgreichsten Weinbaugebiete des Landes. Die Bezeichnung Kamptal DAC steht seit dem Jahrgang 2008 für Weine aus Grünem Veltliner oder Riesling, entweder vom klassisch-mittelgewichtigen Typ oder als kraftvoll-trockene Reserve.

Das Gebiet ist einerseits vom warmen, im Sommer sehr heißen und trockenen pannonischen Klima geprägt, andererseits von kühlen Strömungen, die über die Flusstäler aus dem Waldviertel im Norden Richtung Süden und Donau fließen. Fred Loimer erklärt:

Geologen bezeichnen das Gebiet als bunte Palette. Das gilt sicher klimatisch, aber mehr noch gilt es ganz sicher geologisch. Man trifft hier alle 100 Meter auf ganz unterschiedliche Böden - vom Urgestein zum Flußschotter, von Braunerde zu Lehm und Löß. Und das macht es schon sehr sehr spannend und bietet viele Möglichkeiten. Wahrscheinlich ist deshalb auch das Rebsortenspektrum hier einen Tick größer als in den benachbarten Gebieten. Die Burgundersorten und auch der Rotwein spielen hier bei uns eine größere Rolle.

Fred Loimer weingut strassenansicht weingut loimer  Andreas Hofer

Foto: Andreas Hofer

Frische und Lebendigkeit - die Kamptaler Weinstilistik

Die Kamptaler Weinstilistik lässt eine ganz klare gemeinsame Linie erkennen, die sich nach Auffassung von Fred Loimer wie folgt zu erkennen gibt:

Es sind immer recht frische, sehr knackige Weine, auch geprägt durch dieses fast widersprüchliche Klima. Heiß und kalt, also Säure, aber dann doch auch reife Frucht. Ich würde die Stilistik als glasklar und sehr ehrlich im Geschmack bezeichnen und vielleicht einen Tick leichter als das, was unsere Nachbarn auf Flaschen füllen. Riesling und Grüner Veltliner dominieren, aber auch Zweigelt und die Burgundersorten spielen eine gewisse Rolle, insbesondere im Falle der neuen Stars der Region, der in Flaschen vergorenen Schaumweine.

Die Zahl der biologisch und biodynamisch arbeitenden Betrieben ist im Kamptal in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Damit einher ging die Tendenz, die Weinbereitung interventionsärmer zu gestalten.

Immer mehr Betriebe machen ihre Weine, ohne mit fremden Hilfsmitteln zu arbeiten, also einfach nur mit den Dingen, die sie selber in Weingarten und Keller zur Verfügung haben. Dass dadurch dann auch die Stilistik der Weine eine andere wird, ist logisch. Im Gegensatz zu den DAC-Regularien habe ich damit kein Problem. Hauptsache es bleiben knackig-fische und trocken ausgebaute Weine.


Fred Loimer schafe weingut loimer  C Andreas Hofer

Fred Loimers Weg zur Biodynamie

Freds Wunsch, den Weg hin zur Biodynamie einzuschlagen, ist seinem fortwährenden Drang nach Weiterentwicklung geschuldet. Neue Projekte, neue Herausforderungen und die Chance, an diesen Aufgaben auch persönlich zu wachsen, das ist das, was ihn immer wieder antreibt.

Während einer Kellerverkostung mit dem Roussillon-Winzer und Experten für Stockinger Fässer Thomas Teibert im Jahr 2003, hatte ich den Eindruck, dass sich die Dinge in Weinberg und Keller konsolidiert haben. Ich schien alles im Griff zu haben. Deshalb habe ich Thomas Teibert die Frage gestellt, wie er sich für mich eine Weiterentwicklung vorstellen könne. Seine Antwort: Biodynamie.

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Andrew Lorand - Vater der biodynamischer Bewegung in Österreich

Fred Loimer begann, sich mit der Biodynamie zu beschäftigen, ohne jedoch zunächst einen echten Zugang zu bekommen. Ein Anruf von Thomas Teibert in 2005 brachte dann Bewegung in die Sache:

Thomas sagte mir damals: Ich habe den Mann gefunden, den Du brauchst. Das war Andrew Lorand, ein biodynamischer Berater, Lehrer und Autor. Zusammen mit meinem besten Freund, dem Peter Malberg, damals noch verantwortlicher Kellermeister und Leiter des Schloßweingutes Graf Hardegg im Weinviertel, heute Chef des Weinguts Veyder-Malberg in der Wachau, haben wir den Andrew eingeladen und im Oktober 2005 einen faszinierenden Tag mit ihm verbracht.

Fred fährt begeisternd fort:

Andrew Lorand hat uns die Welt der Biodynamik eröffnet. Die Art und Weise, wie er darüber sprach - oft mit Humor, aber gleichzeitig mit großer Ernsthaftigkeit für das Wesentliche, mit enormer Fachkompetenz und vor allem mit ansteckender Begeisterung - machte die Stunden mit ihm zu einem unvergesslichen Erlebnis. Noch am Abend dieser ersten Begegnung beschloss ich, den damals 30 Hektar großen Betrieb umzustellen.

Weil Fred Loimer schon vorher auf den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden verzichtet hatte, dachte er, die Umstellung auf Biodynamie sei so kein ganz großer Schritt mehr.

Dass es dann tatsächlich ein verdammt großer Schritt war, habe ich erst später festgestellt.

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Foto: Manfred Klimek

Aus Individualisten wird eine Bewegung - respekt-BIODYN

Zunächst ging Fred Loimer davon aus, dass es keiner offiziellen Zertifizierung bedarf, wenn er biodynamisch arbeitet. Er lernte umzudenken, als er feststellen musste, dass immer mehr Betriebe vorgaben, "quasi biologisch" zu arbeiten, ohne die Behauptung zu belegen. So kam es dann zur Gründung der Gruppierung "respekt", später umfirmiert in "respekt-BIODYN".

In der Gründungsphase waren wir eigentlich zwei Schulklassen. Eine Schulklasse hier in Langenlois mit Hannes Hirsch und Betrieben aus dem Wagram wie Bernhard Ott und Karl Fritsch. Der andere Gruppenteil bildete sich im Burgenland rund um meinen Schulfreund Gernot Heinrich. Auf diese Weise ist ein reger, fruchtbarer und außergewöhnlich ehrlicher Erfahrungsaustausch entstanden. Und das hat sich bis heute gehalten.

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Weitere Gesprächsthemen mit Fred Loimer

Dann sprechen wir über die Risiken der Umstellung auf dem Weg zur Biodynamie, das Konzept der Hofindividualität und was dieses steinersche Konzept mit der Bereitung herkunftstypischer Weine zu tun hat. Fred erklärt mir zudem, worauf er im Prozess der Weinbereitung achtet, welche Techniken zum Einsatz kommen und welche nicht.

Schließlich reden wir auch noch über Architektur und Ästhetik, die Traditionsweingüter Österreichs und was sie Fred Loimer bedeuten. Final verkosten wir ein paar seiner Weine und dabei erläutert er mir sein Sortiment.

Fred Loimer sektsortiment weingut loimer  C Andreas Hofer

Sortiment und Tasting

Fred Loimer hat ein unfassbar großes Sortiment, welches die wunderbare Vielfalt der Böden der Region, die klimatischen Besonderheiten und seine individuelle Handschrift widerspiegelt.

Unsere mineralischen Böden vom Urgestein oder den Schotterlagen statten den Grünen Veltliner mit markanter Würze und pikanter Frische aus, während die tiefen Lößböden den Weinen exotische Obst- und Fruchtnoten verleihen. Die Moste werden spontan vergoren. Ich verzichte auf Vorklärung, experimentiere mit Most- und Maischestandzeiten und verwende am liebsten Holzfässer.

Gegliedert ist das Sortiment nach Gebietsweinen, Ortsweinen und Lagenweinen. Seine besten Lagen sind Käferberg für den Grünen Veltliner und Steinmassl und Heiligenstein für den Riesling. Sie gehören zum Aufregendsten, was Österreich auf der Basis dieser Sorten zu bieten hat. Daneben produziert er seit ein paar Jahren ganz vorzüglichen in Flaschen vergorenen Sekt und in Gumpoldskirchen wunderbaren Pinot Noir.

Loimer GV Riesling

2016 Langenlois Blanc de Blancs Brut Nature Grosse Reserve

Das ist eine Marriage aus 77% Chardonnay, 19% Pinot Blanc und 4% Pinot Gris. Er wurde im September 2017 abgefüllt und im Frühsommer 2022 ohne Dossage degorgiert. Er kommt einer komplexen, super feinen Nase daher. Am Gaumen zeigt er sich rein und frisch, zugleich raffiniert und elegant. Perfekt balanciert! Genial!

2016 Gumpoldskirchen Blanc de Noirs Brut Nature Grosse Reserve

Ein reiner Pinot Noir aus der berühmten Gemeinde im Traisental. Erinnert frappierend an Champagner. Ist von großer Finesse und mineralischer Reinheit geprägt und zeigt schöne Zitronen- und Brioche-Aromen, die sich mit etwas Luft mit Kirsch- und Himbeernoten verbinden. Super fein und cremig, zugleich ungemein mineralisch. Ein spektakulär schöner Schaumwein!

2021 Langenloiser Riesling

Intensiv aromatische Nase mit elegantem Ausdruck. Am Gaumen frisch und elegant, ein reiner, salziger, intensiver und dicht strukturierter Riesling mit Aromen von reifen und getrockneten Aprikosen im saftigen Finale.

2021 Langenloiser Grüner Veltliner

Saftige gelbe Früchte Treffen auf Zitrus, Ingwer und Wildkräuter. Am Gaumen enorm frisch und zupackend, anregende Säure und deutliche Salzigkeit im druckvollen Finale.

2017 Ried Käferberg 1.ÖTW Grüner Veltliner

Vielschichtige Nase mit Noten tropischer Früchte und kräutrigen Anklängen. Am Gaumen reichhaltig und sehr elegant, ungemein vital, frisch und sehr gut strukturiert. Im salzigen Abgang zeigt er wundervolle Harmonie und Komplexität.

2019 Ried Steinmassl 1.ÖTW Riesling

Ein extrem beeindruckender Riesling aus einer südöstlich ausgerichteten Lage mit Gneis im Unterbau und Ton und Meeressedimente darüber. Die Nase präsentiert sich mit einem beeindruckend einem würzigen und flintig-mineralischen Bouquet. Dezente Steinobstaromen und exotische Komponenten bleiben im Hintergrund. Am Gaumen rund und cremig, zugleich straff und gut strukturiert. Mit feiner Phenolik punktgenau ausbalanciert. Ein großartiger Wein mit großer Persistenz und Zukunft!

2017 Ried Heiligenstein 1.ÖTW Riesling

Das ist ein intensiver, kräutrig-kristalliner Riesling mit deutlichem Gerbstoffeintrag. Am Gaumen ist er vollmundig, sehr elegant und raffiniert, zugleich kraftvoll und straff gebaut. Ungemein druckvoll und salzig im Abgang.

Resümee

Es handelt sich insgesamt um ein ausgesprochen charaktervolles Sortiment. Vor allem die Grünen Veltliner und Rieslinge gehören zum Aufregendsten, was Österreich auf der Basis dieser Sorten zu bieten hat. Aber auch Fred Loimers Sekte sind exzellente Botschafter ihrer jeweiligen Herkunft.

Herbert Zillinger P9060460

Demnächst zu Gast im Podcast "Genuss im Bus" ist Herbert Zillinger

Die nächste Episode von Genuss im Bus geht planmäßig am 26. August an den Start. Dann ist Herbert Zillinger zu Gast.

Wie kein anderer verkörpert Herbert den Aufbruch in das vor allem für einfachen Massen- und Sektgrundwein bekannte Weinviertel. Zusammen mit seiner Frau Carmen geht er in Ebenthal ungewöhnliche Wege und weist mit seiner kompromisslos individuellen Herangehensweise dem Gebiet den Weg in eine vielversprechende Zukunft.

Seine Weine präsentieren sich ungemein puristisch, alle miteinander geprägt von einer wundervollen Ballance, einer in sich ruhenden Ästhetik. Vor allem seine Grünen Veltliner kommen kristallklar, voll vibrierender Spannung, ungemein vital und druckvoll daher. Es sind Weine mit enormem Tiefgang und Dichte, ohne auch nur im Anflug schwer oder aufdringlich intensiv zu wirken. Und ganz ähnlich ist auch Herbert Zillinger.

Deshalb freue ich mich sehr, wenn Ihr am 26. August wieder einschaltet, wenn mit Herbert Zillinger ein ungemein facettenreicher Mensch und außergewöhnlicher Weinmacher am Mikrofon Platz nimmt.

Für heute sage ich Tschüss und auf Wiedersehen und nicht vergessen

Lasst es Euch schmecken!

Wolfgang

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