Hermitage Blanc – der ungekrönte König unter Frankreichs Weißweinen

Hermitage Blanc – der ungekrönte König unter Frankreichs Weißweinen

Wenn du einen der außergewöhnlichsten und rarsten Weißweine der Welt kennenlernen willst, dann bist du beim Hermitage Blanc genau richtig.

Hermitage Wein

Stilistik

Die Stilistik des weißen Hermitage passt weder in eine der gängigen Kategorien noch kommt seine Art irgendeinem anderen Weißwein überhaupt nahe. Schon optisch präsentiert er sich königlich, gekleidet in eine strahlend goldgelbe Robe. In der Nase ist er geprägt von einer eigenwilligen Aromenpalette mit zunächst dezenten Noten, die vor allem an Pfirsiche, Aprikosen und Quitten erinnern, bevor dann mit zunehmender Reife der typische Nusston, aber auch Geißblatt- und Jasminduft, Akazienhonig und Kräutertee stärker hervortreten.

Sein Körperbau ist für einen Weißwein ungemein opulent und üppig, dennoch verfügen die Besten über so viel erfrischende Säure und Vitalität, dass genügend Spannkraft bewahrt wird und der Eindruck von übermäßiger Schwere vermieden werden kann. In der Spitze sind es ungemein alterungsfähige Weine, die an Eleganz und Feinheit zulegen und nicht selten drei Jahrzehnte prächtig überstehen.

Hermitage blanc

Anbaugebiet

Die Trauben für den Hermitage Blanc wachsen an den steilen Hängen des gleichnamigen Berges am linken Rhôneufer eine knappe Autostunde südlich von Lyon. Das Gebiet gehörte früher einmal zum Zentralmassiv, bis der Fluss es abschnitt. Die besseren Lagen im Westen des insgesamt 135 Hektar großen Anbaugebietes sind der Rhône zugewandt und haben eine südliche Ausrichtung. Der Boden besteht hier aus Granit, die Weinberge sind terrassenförmig angelegt. Die Rebanlagen im östlichen Teil des Hanges stehen auf Sand und Kalkstein.

Die gewaltige Bergkuppe des Hermitage, der an einer scharfen Biegung der Rhône in den Himmel ragt, bietet einen beeindruckenden Anblick. Besucher, die zum ersten Mal nach Tain l’Hermitage kommen, sind gut beraten, den atemberaubenden Blick auf die Weinberge und die drei großen Hügel von Hermitage von der Stadt Tournon auf der anderen Seite des Flusses aus zu genießen. Das Erklimmen der Anhöhe wäre allerdings die mutigere Variante. Spätestens beim Anstieg wird dann klar, wie mühsam die Bewirtschaftung dieses Weinberges sein muss.

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Geschichte

Es war ein Amerikaner, der die Weine des Hermitage zum ersten Mal in seinen Schriften erwähnte: Thomas Jefferson besuchte Tain l’Hermitage im Frühjahr 1787, während seiner Zeit als amerikanischer Botschafter in Frankreich. Wie James M. Gabler in seinem Buch Passions. The Wines and Travels of Thomas Jefferson schreibt, wurde der weiße Hermitage neben dem Champagner damals zu den besten Weißweinen Frankreichs gezählt. In seinem Tagebuch vermerkte Jefferson, er bringe dem weißen Hermitage eine solche Hochachtung entgegen, dass er ihn als „ausnahmslos besten Wein der Welt“ bezeichnen würde – und erwarb 550 Flaschen von diesem Tropfen.

Damals war er Frankreichs teuerster Wein und erzielte höhere Preise als Bordeaux-Weine so berühmter Weingüter wie Lafite-Rothschild und Haut-Brion. Später wurde der Hermitage – wie fast jede Appellation der nördlichen Rhône – von der Reblaus verwüstet und musste im 20. Jahrhundert durch die beiden Weltkriege und die globale Wirtschaftskrise der 1930er Jahre schwere Rückschläge hinnehmen. Noch vor gut zwanzig Jahren war der Hermitage einer der am stärksten unterbewerteten Weine der Welt. Dies trifft heute nicht mehr zu, denn seitdem hat sich das Interesse für hochwertige Weine explosionsartig entwickelt. Am Anfang des 21. Jahrhunderts hat der Hermitage bereits Kultstatus erlangt. Gleichwohl ist ein großer Wein aus dieser Appellation trotz der erheblichen Preissteigerungen immer noch für den halben Preis eines Grand Cru aus Burgund zu haben.

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Klima

Im nördlichen Rhônetal mischen sich kontinentales und mediterranes Klima. Letzteres übt am Hermitage einen stärkeren Einfluss aus als weiter nördlich an der Côte Rôtie. Dazu kommt sein äußerst günstiges Mikroklima: Der Hermitage bietet eine ideale Südausrichtung bei gleichzeitigem Schutz vor kalten Nordwinden. Die Niederschläge sind ausreichend, mitunter aber sehr heftig, weshalb ein aufwendiges System von Drainagen angelegt wurde.

Rebsorten

Weißer Hermitage wird gewöhnlich aus der Rebsorte Marsanne bereitet. Wenn Marsanne Charakter bekommen soll, braucht sie den richtigen Ort und muss sorgfältig verarbeitet werden. In zu warmen Klimaten wird der Wein saft- und kraftlos, in zu kühlen bleibt er unreif und flach. Vor allem darf die Sorte nicht zu große Erträge bringen, sonst wird der Wein, der aus ihr gekeltert wird, profillos. Wichtig ist auch der Erntezeitpunkt, denn nur wer die Trauben voll ausreifen lässt, bekommt harmonische, wenngleich alkoholreiche Weine mit gutem Lagerpotenzial.

Roussanne, die zweite weiße Sorte im Gebiet, ist noch immer relativ wenig verbreitet. Sie gilt zwar als hochwertig, doch fürchten viele Erzeuger ihre Tendenz zu schneller Oxidation. Die Anhänger der Traube schätzen ihr Aroma und die Finesse, die sie einem Verschnitt gibt. Sie bringt Säure ein und begünstigt damit die Alterungsfähigkeit des Hermitage. Es scheint so, als ob der Anteil der Sorte Roussanne zukünftig ansteigen könnte – zumindest legt das Verhalten einiger führender Produzenten diese Prognose nahe.

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Vinifizierung

Ähnlich wie in vielen anderen Anbaugebieten der Welt besteht auch in der Appellation Hermitage kein Konsens, mit welchen kellertechnischen Methoden und Verfahren die besten Resultate zu erzielen sind. Dies betrifft die Wahl der Gärbehälter ebenso wie die Verwendung von Reinzuchthefen, den biologischen Säureabbau, die Praxis des Hefesatzaufrührens (Aufrühren des verbliebenen Hefesatzes nach dem Gärprozess), die Ausbauzeit und das Schönen und Filtern vor der endgültigen Flaschenfüllung. Verwendet man mehr als nur einen Hauch Eiche, macht man ihrer Persönlichkeit den Garaus. Doch das haben die Erzeuger im Gebiet längst erkannt und üben hier kellertechnische Zurückhaltung.

Reifungs- und Entwicklungspotenzial

Die meisten Hermitage trinken sich bereits in ihrer Jugend recht angenehm. Doch zwei bis drei Jahre nach ihrer Abfüllung machen sie eine „verschlossene“ Phase durch, die durchaus ein paar Jahre andauern kann und während der sie oft flach und unangenehm schmecken. Aber nach spätestens zehn Jahren tauchen sie wieder auf – dunkler, vielschichtiger, von ölig-gewichtiger Art, mit Nuss- und Quittenaromen und einer unvorstellbaren Feinheit. 

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Zum Essen

allerlei Trüffelgerichte, Wildgeflügel

Empfehlenswerte Vertreter

Chapoutier, Marc Sorrel, Ferraton, Jean-Louis Chave, du Colombier, Paul Jaboulet Ainé, Tardieu


Lass es Dir schmecken!


Wolfgang



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