Jürgen Krebs - bodenständig der Mensch, überragend die Weine

Jürgen Krebs - bodenständig der Mensch, überragend die Weine


Jürgen Krebs - bodenständig der Mensch, überragend die Weine

Für die aktuelle Podcast-Episode habe ich meine Tour durch die Pfalz fortgesetzt und mich in Freinsheim mit dem 193 Zentimeter großen Jürgen Krebs getroffen - ein junger Winzer, den man schon allein ob seiner Statur einfach nicht übersehen kann. Unübersehbar ist auch seine Leidenschaft für den Wein und die Weinmacherei. Beides liegt ihm ungemein am Herzen.

Jürgen Krebs und Frau

Jürgen Krebs - als Jungspund gewinnt er den Deutschen Rotweinpreis

Jürgen ist ein unglaublich emotionaler Typ, zugleich verdammt bodenständig, brutal ehrlich - einer der mit seiner Lebensfreude einfach ansteckend wirkt. Und so wie der Typ so sind auch seine Weine. Bodenständig, ganz ohne Chichi, dafür reich an Ausdruck, Lebendigkeit und Charakter. Sie haben durch die Bank etwas Gelassenes und Freundliches, zugleich Vitales und Animierendes.

Es sind sehr puristische und in sich ruhende Gewächse, die mit einer so wundervollen Ausgewogenheit und Würde daherkommen, dass man sie leicht unterschätzen kann. Effekthascherei und vordergründige Fruchtigkeit sind nicht ihr Ding. Sie drängen sich niemals auf und verfallen schon gar nicht in simple Gefälligkeit.

Juergen Krebs 1

Jürgen Krebs verehrt seine Lehrmeister, geht aber ganz eigene Wege

Jürgen Krebs gehört zu der in der Pfalz gar nicht so ganz kleinen Gruppe von jungen Winzern, die sich während der vergangenen 10 bis 15 Jahren ungeheuer dynamisch weiterentwickelt haben. Er hat sogar schon mal - im Kräftemessen u.a. mit seinen Laumersheimer Lehrmeistern Knipser und Kuhn - den deutschen Rotweinpreis gewonnen. Das hat ihm viel Mut gemacht, wenngleich er erst einmal lernen musste, mit so viel öffentlicher Aufmerksamkeit umzugehen.

Viel von seiner Sensibilität für den Wein und die Weinbereitung hat er bei diesen VDP-Größen gelernt. Er erinnert sich noch heute gerne an die Lehrjahre dort zurück und spricht dann mit einem Augenzwinkern von der "Laumersheimer Gehirnwäsche“, die ihm dort widerfahren sei.

Wer sich allerdings durch sein Sortiment probiert, begegnet einer Stilistik, die sich dann doch deutlich von den Lehrmeistern und Vorbildern unterscheidet. Es sind schlankere, frischere Weine, vielleicht so wie sie früher einmal in der Pfalz üblich waren. Es sind Weine mit einer Dynamik und Nervigkeit, die sich deutlich von den vielen Kraft- und Fruchtbolzen der Region unterscheiden. Trotz ihres klaren Aufbaus sind sie nicht überinszeniert, sondern besitzen eine wundervolle Natürlichkeit.

Juergen Krebs Musikantenbuckel 1

Die Freinsheimer und Herxheimer Lagen von Jürgen Krebs

Der Großteil seiner rund 20 Hektar Rebfläche liegen in den bekannten Freinsheimer und Herxheimer Lagen: Musikantenbuckel, Oschelskopf und Honigsack. Die Böden sind geprägt von Löss, Lehm, Sand und Kalk. Er hegt und pflegt seine Reben auf der Basis biologischer und die Traubenqualität mehrender Prinzipien. Dazu gehört ein kurzer Rebschnitt genauso wie intensive Laubarbeit, strenge Ertragskontrolle und die selektive Handlese.

Jürgen sagt: "Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich die Besonderheiten meiner Lagen verstanden und die Pflegearbeiten darauf abgestimmt habe." Heute sieht er den Lagenmix eher als Vor-, denn als Nachteil. Schließlich haben auch seine Rebsorten unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse. Cabernet und Merlot fühlen sich super wohl in den wärmeren und sandigeren Lagen, während Spätburgunder die kühleren Kalklagen bevorzugt.

Juergen Krebs Weinberg

Spätburgunder und Riesling - die Stärken von Jürgen Krebs

Neben dem Spätburgunder hat Jürgen Krebs eine besondere Stärke beim Riesling ausgebildet. Er hält sie wunderbar trocken und schlank, was sie in manchen Jahren zunächst etwas zurückhaltend erscheinen lässt. Sie brauchen Zeit, bevor sie ihre ganze Klasse offenbaren. Heute präsentieren sie sich, egal ob Guts- oder Lagen-Riesling enorm frisch, lebendig und trinkanimierend. Da ist jede Menge Zug drin, toller Grip und mineralische Länge.

"Ich musste zunächst lernen, all das viele Ausbildungswissen auch mal hintenan zu stellen und mutiger zu werden. Früher wollte jeder Öchsle-Weltmeister werden. Die Trauben früher lesen, um mehr Frische zu bekommen, forderte all meinen Mut. Aber es hat sich gelohnt und heute ist es schon fast selbstverständlich, nicht primär auf die Zuckerwerte, sondern vor allem auf den Geschmack der Beeren und die Säure- und pH-Werte zu achten."

Juergen Krebs im Keller

Jürgen Krebs liebt Holzfässer

Jürgen arbeitet sehr gerne mit Holz und das in unterschiedlichen Versionen und Zusammenstellungen - große Holzfässer, Stück- und Halbstückfässer und gelegentlich kommen auch Barriques zum Einsatz. Von Jahr zu Jahr scheint er damit vertrauter zu werden und so seinen Weinen eine Entwicklungsumgebung zu schenken, die ihnen mehr Tiefe und Komplexität, Schmelz und Struktur mit auf den Weg geben.

Zentraler Parameter ist letztlich die Dauer des Holzfassausbaus. Jürgen gesteht, dass er da noch Luft nach oben hat. Aber er ist sich sicher, dass seine gesamte Kollektion - von Gutswein bis zu den Lagenabfüllungen - enorm von weiterer Fass- und Flaschenlagerung profitieren würde. Peu à peu will er das in den nächsten Jahren angehen. "Man muss sich so einen "Luxus" schließlich auch leisten können."

Und vielleicht würde Jürgen für so ein Projekt auch gerne seinen Papa mit ins Boot holen. Das ist heute viel einfacher als früher, als er mit Mitte 20 in den Betrieb einstieg und es fast täglich zu zermürbenden Diskussionen kam. Heute begegnen sie sich auf Augenhöhe, auch weil sie beide mutiger geworden sind und gelernt haben zu akzeptieren, dass sie längst nicht immer recht haben. 

Juergen Krebs mit Papa

Exzellente Spätburgunder - auch für den Alltag

Die Spätburgunder, die Jürgen keltert, werden von Jahr zu Jahr puristischer. Die Zeit der internationalen Vorbilder ist vorüber, mehr Gelassenheit ist eingekehrt und mit ihr ein reiferes Verständnis für die leiseren Zwischentöne und subtilen Dimensionen in einem Wein. Er sagt: „Ich habe gelernt, mehr Vertrauen in die Trauben und den Weinwerdungsprozess zu haben und zuzulassen, wie die Dinge sich entwickeln. Ein bestimmtes stilistisches Ideal unbedingt zu verfolgen, macht für mich heute wenig Sinn.“

Mit herrlichen Ergebnissen auf allen Ebenen - einem wirklich exzellenten Einstiegs-Pinot und Orts- und Lagen-Pinots, die in Punkto Tiefe und Komplexität eine Schippe draufsatteln, ohne den Lautstärkeregler nach oben zu schieben. Frische und Trinkigkeit sind auch in ihrem Falle identitätsstiftend. Der reduzierte Einsatz von neuem Eichenholz scheint weitere geschmackliche Dimensionen freizulegen und mehr Leichtigkeit in die Weine zu bringen.

Juergen Krebs jongliert

Im Podcast zeigt sich Jürgen Krebs authentisch

Jürgen ist ein unglaublich emotionaler Typ und wer mit ihm über Wein spricht, merkt unwillkürlich, wie sehr ihm der Wein und der Winzerberuf am Herzen liegen. Das spürt man auch im Interview, dass ich mit ihm in Freinsheim geführt habe. Jürgen ist einfach ein echter Pfälzer, bescheiden, offen, ehrlich, herzlich - einfach ein guter Typ. Nicht Effekthascherei und Marketingtrends, sondern handwerkliches Können und behutsamer Umgang mit der Natur stehen im Zentrum seines Handelns.

Also, gönn' dir eine kleine Auszeit - fahr hin zu ihm nach Freinsheim oder hör' dir das Interview gleich jetzt in voller Länge an.

Wie immer an dieser Stelle sage ich dir, lieber Jürgen, vielen Dank für Deine Gastfreundschaft, das schöne Gespräch und das spannende Tasting. Vielen Dank für Deine Unterstützung dieser Podcast-Episode. Auf hoffentlich ganz ganz bald!


Janek

Janek Schumann MW - zu Gast im nächsten Podcast

Mein Gast in der nächsten Podcast-Episode am 19. November ist Janek Schumann. Mit ihm arbeite ich ja gerade an einem sehr spannenden Buchprojekt und weil ich in den vergangenen Wochen immer wieder gefragt worden bin, um was es denn eigentlich genau geht, wie weit wir sind und wie wir mit den Recherchen vorankommen, möchte ich im Podcast in 14 Tagen die Gelegenheit ergreifen, gemeinsam mit dem Master of Wine und Co-Author Janek Schumann über den Stand Dinge, unsere Erfahrungen und die nächsten Etappen bis zur Veröffentlichung des Buches zu sprechen.

Ich freue mich, wenn Du wieder einschaltest, wenn in genau 14 Tagen die nächste Episode von Genuss im Bus an den Start geht. Bis dahin sage ich Tschüss und auf Wiedersehen, und wie immer - lass es dir schmecken!

Wolfgang


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