Das ist der Blog-Artikel zur 11. Folge meiner Podcast-Serie zu Ehren von Hans-Günter Schwarz, der Winzer- und Kellermeisterlegende aus der Pfalz und langjähriger Betriebsleiter beim Weingut Müller-Catoir in Neustadt an der Weinstraße.
Mein Interviewgast ist diesmal der Lucas Pichler aus der Wachau, dessen Weingut F.X. Pichler spätestens seit den späten 80er Jahren zur qualitativen Speerspitze nicht nur in der Wachau gehört, sondern in ganz Österreich, ja sogar weit darüber hinaus.
Und es ist bei den Pichlers wie immer bei den ganz großen Winzern dieser Welt: zum erstklassigen Terroir, einem Geschenk der Natur, muss die Idee von einem großen Wein und die tatkräftige und einfühlsame Gestaltungskraft des Menschen kommen, wenn große Weine entstehen und den Weg in die Flasche finden sollen.
Dieser Typ ist Lucas Pichler und sein Vater, der Franz Xaver war das auch. Dieser hatte bereits in den 1980er Jahren begonnen, einen richtungsweisenden, für die Wachau damals neuen Weinstil zu entwickeln.
Während viele Kollegen nach dem Weinskandal ihre Weißweine leichtfüßig, fruchtig und säurebetont anlegten, wurden im Hause Pichler bereits deutlich stoffigere und lagengeprägte Weine aus den beiden Top-Sorten der Region Riesling und Grüner Veltliner abgefüllt.
Und es waren dann genau diese komplexen, kraftvollen und dem Terroir verbundenen Smaragde, die bald darauf nicht nur in der Heimat, sondern auch im Export die Speerspitze des österreichischen Weinwunders bildeten.
Nach anfänglicher Neigung zum Extremismus - wenn 13 Volumenprozent Alkohol gut schmecken und 14 noch besser, warum nicht 15 oder mehr? - arbeitet Lucas Pichler mittlerweile genau in die entgegengesetzte Richtung. Die heutigen Weine haben genauso viel Kraft und Dichte wie die der 1990er-Jahre, streben dabei aber immer nach der bestmöglichen Harmonie.
Sie sind einen Tick frischer und fokussierter geworden und wirken nicht mehr ganz so mächtig wie früher. Im Gegensatz zu seinem Vater ist Lucas kein Freund von Botrytis-Anteilen im Lesegut seiner trocken ausgebauten Weißweine. Dennoch liebt auch Lucas die stoffigen, kraftvollen Smaragde mehr als die leichteren Vertreter der Wachau: die mittelgewichtigen Federspiele und die leichtgewichtigen Steinfeder.
Sein Credo formuliert er so: „Meine Philosophie ist es, aus dem hervorragenden Potenzial, das uns die Natur bietet, das Beste zu machen. Das bin ich meiner Familie, aber auch der Natur, der Region und dem Wein schuldig.“ Das ist ein Selbstverständnis, mit dem auch sein Lehrer in der Pfalz, Hans-Günter Schwarz unterwegs war.
Lucas Pichler, der das Weingut heute zusammen mit seiner Frau Johanna führt, verfügt seit 2009 in einem sehenswerten neuen Kellergebäude mitten in den Weingärten zwischen Dürnstein und Oberloiben über den Platz, den er braucht, um seine Ideen zu verwirklichen. Das neue Kellergebäude besitzt im Obergeschoss einen modern gestalteten Präsentationsraum mit herrlichem Blick auf die Weingartenlagen von Dürnstein, Ober- und Unterloiben.
Der eigentliche Schatz sind jedoch die Weingärten, die die Pichlers bewirtschaften: Kellerberg, Loibenberg, Frauenweingärten, Klostersatz, Burgstall, Liebenberg und Steinertal. Sie befinden sich sowohl im Talboden (Seehöhe 203 m) und zu 45 % in Bergterrassen (bis auf eine Seehöhe ca. 300 m) aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Gföhler Gneis, ein 488 Millionen Jahre altes Gestein aus Feldspat, Gneis und Glimmerschiefer, dominiert hier die Szenerie und bietet die Grundlage für die Feinheit und Mineralik der Weine.
Im Interview sprechen wir über seine Zeit bei Hans-Günther Schwarz und dessen begnadete Art, ihn und andere junge Menschen für den Beruf des Winzers zu begeistern. Er sagt: „Er hat mich abgeholt, mitgenommen und mir so viel gezeigt und erklärt, wie ich das von zu Hause nicht gewohnt war. Hans-Günther Schwarz war in dieser Hinsicht das Gegenteil meines introvertierten Vaters, der nur im Notfall gesprochen hat.“
In zwei Tagen spreche ich mit dem interessanten und ungemein vielseitigen Frank John. In Neustadt betreibt er zusammen mit seiner Frau Gerlinde ein kleines, feines Bio-Weingut, den Hirschhorner Hof. Und dann ist er als Berater für weit über 100 Weingüter in ganz Europa unterwegs. Auch er war bei Hans-Günther Schwarz, nicht als Lehrling oder Praktikant, sondern als mehrjähriger Mitarbeiter.
Ich freue mich, wenn du wieder einschaltest, wenn am 22. August die nächste Episode von Genuss im Bus an den Start geht. Alles Gute bis dahin!
Lass es dir schmecken!
Wolfgang
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