Markus Spindler - Forster Rieslinge mit Finesse und Brillanz

Markus Spindler - Forster Rieslinge mit Finesse und Brillanz


Markus Spindler - Forster Rieslinge mit Finesse und Brillanz

"Ich sehe die Stärken des deutschen Rieslings in seiner Verbindung aus feingliedriger Struktur, mineralischer Eleganz und Lagerfähigkeit. Kein anderes Weinland bringt Weine mit solch betörender Spannung von Frucht, Säure und leichtem, doch tiefgründigem Körper hervor. Diese Attribute haben wir bei der Weinbereitung immer im Kopf und verfolgen sie Tag für Tag. Aus diesem Grund nutzen wir zwar die ganze Klaviatur der traditionellen Weinbereitung wie Maischestandzeiten, Maischegärung, Bâttonage und den Einsatz von neuen Holzfässern aus, achten aber aufs Penibelste darauf, die Finesse und Brillanz nicht zu verlieren.“ (Markus Spindler)

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Lange und traditionsreiche Familiengeschichte

Markus Spindler, der Urenkel des Namensgebers, führt heute in elfter Generation das Weingut Heinrich Spindler. Die Geschichte der Familie Spindler beginnt im Jahr 1620, als Sontag Spindler das Burgund verließ und in die Pfalz kam. Er begann mit dem Kauf von Weinbergen und konnte gegen Ende des dreißigjährigen Krieges eine der begehrtesten Parzellen Deutschlands, das Kirchenstück erwerben. Später sind Parzellen im Jesuitengarten, Pechstein und Ungeheuer hinzugekommen.

Heute leitet Markus Spindler das mittlerweile 20 Hektar große, biologisch zertifizierte Weingut mit der Sorgfalt und dem Respekt, die dem ihm anvertrauten Erbe und Besitz entsprechen. Von den Basisabfüllungen bis hin zu den Spitzenrieslingen sind die Weine fein texturiert, konzentriert, fokussiert und stets kompromisslos trocken. Ihm geht es um Nuancenreichtum und Reinheit statt um Kraft, mehr um Anmut und Präzision denn um Opulenz. Im Prozess der Vinifikation hält er sich zurück, damit sich seine Weine zu authentischen Porträts der legendären Forster Terroirs entwickeln können - Jesuitengarten, Freundstück, Pechstein, Ungeheuer und natürlich Kirchenstück. Vor allem aber sollen seine Weine Freude und Trinkspaß vermitteln.


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Markus Spindlers Weg zum Winzer

Markus war sich zunächst gar nicht sicher, ob er Winzer werden und den elterlichen Betrieb übernehmen wollte. Dennoch begann er 1996 eine Ausbildung, zunächst bei Dr. Deinhard in Deidesheim, dann bei Friedrich Becker in Schweigen. Das ditte Lehrjahr führte ihn an die Saar zum legendären Egon Müller. Danach leistete er seinen Zivildienst ab und ging anschließend für ein Jahr zur Schug Winery ins kalifornische Sonoma, eine Zeit, die ihm die Klarheit bescheren sollte, die er für seinen weiteren Weg so dringend benötigte.

In der Retrospektive urteilt er: "Ich brauchte den Abstand, um zu erkennen, was für einen Schatz wir zu Hause haben." Zurück in Deutschland schrieb er sich an der Hochschule in Geisenheim ein. 2007 schloss er dieses Studium mit einer Arbeit über flüchtige Aromastoffe und das Alterungspotenzial von Rieslingweinen ab. Prägend in dieser Zeit war ein Praktikum bei F.X. Pichler in der Wachau.

Danach kehrte Markus Spindler nach Forst zurück, um an der Seite seines Vaters Hans zu arbeiten. 2018 übernahm er die volle Verantwortung für das Weingut, zu dem auch ein viel beachteter Gutsausschank gehört, in dem die feine, bodenständige Küche seines Bruders Florian mit Flaschen aus dem Spindler-Keller kombiniert wird.

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Die Forster Weinbergslagen des Weinguts Heinrich Spindler

Nur wenige andere Forster Weingüter besitzen Parzellen in allen Große-Gewächs-Lagen des Ortes - Kirchenstück, Jesuitengarten, Freundstück, Pechstein und Ungeheuer.

Kirchenstück

Das Kirchenstück ist eine 3,7 Hektar große Parzelle direkt hinter der Dorfkirche. Markus besitzt hier ein 0,28 Hektar großes Stück. Die niedrigen Sandsteinmauern, die die Grand Cru Lage umgeben, nehmen die Sonnenwärme am Tag auf, speichern sie und geben sie nachts allmählich wieder ab. Dadurch ist die Lage auch weitgehend vor Spätfrösten im Frühjahr geschützt. Die Böden bestehen hier aus Sandsteingeröll, sandigem Lehm und Basalt und sind ausschließlich mit Riesling bepflanzt.

Jesuitengarten

Nach der berühmten Steuerklassifikation von 1828 ist der kleine Jesuitengarten die zweitbeste Lage in der Pfalz. Hier hat Markus nur 0,26 Hektar auf reichhaltigem Lehm, Buntsandstein und Basalt. Eine Schieferschicht sorgt für eine gesunde Wasserzuführung aus dem Gebirge.

Freundstück

Das Forster Freundstück ist sozusagen der Hausweinberg des Weinguts Heinrich Spindler. Es ist die kleinste der Forster Einzellagen, deren Boden aus verwittertem Buntsandsteingeröll und stellenweise auch aus Muschelkalk besteht. Die Lage in unmittelbarer Dorfnähe bringt Weine mit hoher Reife und feinfruchtiger Eleganz hervor.

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Pechstein

Markus bewirtschaftet knapp einen Hektar im Pechstein, jenen Weinberg, den die Rieslingfreaks besonders lieben. Der Name "Pechstein" bezieht sich auf das Basaltvorkommen in dieser 17 Hektar großen Lage. Hier entstehen ungemein dichte Rieslinge mit einer rauchig-salzigen Intensität und einer Phenolik, die oft an den Geschmack von Quitte und Grapefruit erinnert.

Ungeheuer

Über die Herkunft des Namens Ungeheuer wird schon lange gestritten, aber Markus gibt eine überzeugende Erklärung: "Die Weinlage wurde erstmals 1470 als 'an dem Ungehuwern' erwähnt. Darunter verstand man in der damaliger Zeit, das Unerschlossene und Unheimliche." Die vor Westwinden geschützte Lage in der Hangmitte ist im Hinblick auf die Bodenarten äußerst vielfältig. Die Westgrenze der Lage bildet ein aus Urzeiten bestehendes Muschelkalkriff. Die dort liegenden Parzellen weisen einen hohen Aktivkalkgehalt auf. Genau in diesem Bereich befindet sich auch der Weinbergsbesitz von Markus. "Hier strömt nachts kühle Luft aus dem Wald ein", erklärt Markus, "das verlängert die Reifezeit der Trauben und fördert die Aromenentwicklung."

Musenhang

Das ist keine Große, sondern "nur" eine Erste Lage. Dennoch bezeichnet sie Markus als "eine der besten Lagen". Ihr kühleres, stark vom nahen Wald beeinflusstes Mikroklimas erweist sich in Zeiten des Klimawandels als besonders wertvoll.

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Konsequent ökologische Bewirtschaftung aller Weinbergslagen

Die Spindlers haben sich seit fast 20 Jahren dem Anbau ohne Herbizide, Pestizide oder synthetische Düngemittel verschrieben. Zusammen mit seinem Vater stellte Markus 2012 offiziell auf biologischen Weinbau um. "Es war ein einfacher und natürlicher Übergang, da alle Grundlagen bereits von meinem Vater gelegt worden waren", sagt er heute im Rückblick anerkennend.

"Ich denke, wenn man Spitzenweine mit Charakter machen will, ist die Basis ein gesunder Boden mit einer großen Vielfalt an Mikroorganismen, Insekten und einem hohen Humusanteil. Ich lege Wert auf ein vielfältiges Ökosystem in meinen Weinbergen, sowohl oberhalb als auch unterhalb des Bodens", erklärt mir Markus. "Selbst hergestellter Kompost, vielfältige Begrünungen und streng biologische Pflanzenschutzmaßnahmen sind deshalb für mich unverzichtbar. Die intensive Nutzung von Kompost - einschließlich Trester, Stroh und Pferdemist - ermöglicht es uns, mit Hitze und Trockenheit besser umgehen zu können."

Markus reagiert auf den Klimawandel mit einem noch sensibleren Laubmanagement und gezielter Begrünung zwischen den Zeilen. "Die Blätter entferne ich nur noch auf der Nordseite der Pflanzen und wegen der Konkurrenz um Wasser begrünen wir jetzt jede zweite Reihe und mähen das Grün nur bei Trockenheit."

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Schonende Weinbereitung ohne Fruchtverächtung

Markus' oberstes Ziel, Wein mit filigraner Tiefe zu machen, mutet auf den ersten Blick wie ein Paradoxon an. Aber gerade diese Spannung macht die Weine so interessant. "Bei der Vinifikation setzen wir auf Mazeration, Maischegärung, natürliche Hefen, Battonage und hin und wieder auch auf neues Holz. Wir gehen jedoch an all diese önologischen Schritte mit Fingerspitzengefühl heran", sagt er, "denn Präzision, Mineralität und Fruchtkomplexität dürfen nicht verloren gehen". Interessant, mal wieder auf einen Winzer zu treffen, der kein Fruchtverächter ist. Markus gesteht offen seine Liebe zur Frucht und Fruchtigkeit seiner Rieslingweine - entgegen aktueller Trends speziell im Highend-Segment.

Um das zu erreichen, werden die Trauben sanft und mit geringem Druck gepresst, wobei der Einsatz von Pumpen begrenzt ist und eher der Schwerkraft vertraut wird. Die Mazerationsdauer ist kurz, die Gärung setzt anschließend spontan mit den natürlichen Hefen ein. Aber auch Kulturhefen können zum Einsatz kommen, wenn sonst nicht sichergestellt werden kann, dass die Moste vollständig durchgären. Markus bevorzugt lange, kühle Gärungen entweder in Edelstahltanks und neutralen Stück- und Doppelstück-Eichenfässern. Die Weine bleiben auf der Feinhefe, mit gelegentlicher Batonnage, bis sie zwischen Februar und Juni nach der Ernte in Flaschen abgefüllt werden. "Im Riesling will ich Frucht schmecken", artikuliert Markus ganz entschieden.

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Die Weine von Markus Spindler - ein kurzer Überblick

Markus schenkt, das ist ihm wichtig zu betonen, all seinen Weinen größte Aufmerksamkeit - in Weinberg und Keller gleichermaßen, vom Gutsriesling bis zu den Großen Gewächsen. Bei meinem Besuch bei ihm in Forst haben wir uns durch das Sortiment verkostet und über die einzelnen Weine gesprochen. Neben seinen Rieslingen hat Markus mir auch seinen Sauvignon blanc eingeschenkt - ein wirklich sehr exotischer, fruchtintensiver Charmeur. Markus erklärt dazu: "Durch die Staffelung der Ernte nach verschiedenen Reifestadien erhalten wir einen Sauvignon blanc von großer Komplexität und Vielfalt. Er ist einerseits von grünen, sehr frischen Aromen geprägt, zeigt andererseits aber auch sehr viel reife, komplexe Frucht. Er spielt mit Gegensätzen und verfügt zudem über eine gute Struktur und enorme Länge." Meine Favoriten: Musenhang und Pechstein. Hör dir dazu am besten gleich die Podcast-Episode an.

Philipp Lucas

Gast in der nächsten Podcast-Episode - Philipp Lucas vom Lucashof in der Pfalz

Mein Gast in der nächsten Podcast-Episode am 22. Oktober ist der junge Philipp Lucas vom Lucashof in der Pfalz. Philipp ist ein kreativer und ungemein engagierter Winzer, gerade dabei, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Ihm ist bewusst, dass der Klimawandel seine Zukunft als Winzer sehr stark prägen und herausfordern wird. Noch bleibt er allerdings zuversichtlich: "Jede Generation hat ihre eigenen Aufgaben, um deren Lösung sie sich kümmern muss. Meine Generation wird sich sicher vorwiegend mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen müssen."

Wie Philipp bei all dem in Weinberg und Keller vorgeht, darüber spreche ich mit ihm in der nächsten Episode von Genuss im Bus und freue mich, wenn Du dann wieder dabei bist. Bis dahin sage ich Tschüss und auf Wiedersehen, und wie immer - lass es dir schmecken!

Wolfgang





1 Kommentar

  • Grossartig, habt Ihr einen Distributor in der Schweiz? Lieber Gruss

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