Martin Darting stammt aus einer Weinbaufamilie, seine Eltern haben allerdings damals keinen eigenen Wein gekeltert, sondern ihre Trauben an die örtliche Genossenschaft verkauft. Ihm war es also in die Wiege gelegt, als junger Mann das Winzerhandwerk zu erlernen. Eine wichtige Station in dieser Lebensphase war sein Lehrjahr bei Hans-Günter Schwarz beim Weingut Müller-Catoir. Uns obwohl sein Lehrmeister ihn nachhaltig beeindruckt hat, konnte er sich dennoch den Winzerberuf für sich persönlich nicht so recht vorstellen. Martin Daring entschied für einen ganz anderen Weg.
Er ging in den Sozialbereich und hatte dort u.a. mit Menschen zu tun, die nicht mehr riechen und schmecken konnten. Da ging es dann auch viel um Sensorik, allerdings nicht aus Winzer- oder Sommeliersicht, sondern aus neurologischer Perspektive. Das war dann für Martin Darting Anlass, sich verstärkt mit dem Phänomen der „Wahrnehmung“ zu beschäftigen, sich - auch aus wissenschaftlicher Sicht - zu fragen, wie funktioniert Wahrnehmung eigentlich und welche Möglichkeiten gibt es, unsere Wahrnehmungsfähigkeiten zu trainieren.
Mit Anfang 40 hat er dann dem Sozialbereich den Rücken gekehrt und sich - den Kopf voller Ideen - wieder der Weinwelt zugewandt und gleich ein ziemlich innovatives Produkt entwicklet: das PAR System zur Produktentwicklung und Qualitätssicherung im sensorischen Bereich. Dabei handelt es sich um das einzige sensorische Verkostungsystem, das direkte Korrelationen zwischen sensorischer Analytik (z.B. Säure, Aroma, Phenole etc.) und eindeutigen Qualitätszuschreibungen zulässt.
Die Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise und Antworten auf die Frage, an welchen Stellschrauben Winzer drehen können, um die Qualität ihrer Weine zu verbessern. Martin Darting formuliert die Sinnhaftigkeit seiner Methodik so: "Ein Test oder eine Bewertung eines Weines macht doch nur dann für den teilnehmenden Winzer so richtig Sinn, wenn er aus dem Testergebnis einen Nutzen und viele detaillierte Informationen ziehen kann und nicht nur irgendwelche Punkte bekommt."
Diese Idee liegt auch den diversen "Weinpreisen" zugrunde, die Martin Darting ins Leben gerufen hat. Unter dem Dach von WINE-System AG mit Sitz in Frasdorf am Chiemsee veranstaltet er u.a. den "Internationalen Bioweinpreis", den mittlerweile wohl bedeutendsten Weinpreis für ökologische Weine weltweit. Hinzu kommt der "Internationale PIWI Weinpreis", der er zusammen mit "Piwi International" organisiert. Auf meine Frage, was ihn zu diesem Projekt veranlasst habe, sagt Martin Darting: Wir machen das, weil uns die Themen Nachhaltigkeit, Ökologie und zukunftsorientierte, innovative Antworten auf dringende Umweltfragen wichtig sind.
Daneben ist Martin Darting im Rahmen der Sommelierausbildung aktiv. An der deutschen Sommelierschule hält er Vorträge und veranstaltet Workshops v.a. zu Themen der Sensorik. Zukünftig, sagt er, will er sich vermehrt um die Beratung von Weingütern kümmern und Antworten auf drängende Fragen liefern: "Wie bekomme ich mein Terroir in die Flasche? Wie erzeuge ich lebendige, begeisternde und zufrieden machende Weine?"
Und was das alle mit Hans-Günter Schwarz zu tun? "Ohne ihn", gesteht er, "hätte ich mir die Techniken des Beobachtens und kausaler Schlussfolgerungen ganz sicher so nicht angeeignet. Er würde sagen 'Es ist wichtig, die falschen Dinge zur richtigen Zeit zu unterlassen und nicht immer gleich in blinden Aktionismus zu verfallen. Manchmal besteht die Kunst gerade darin, abwarten zu können, einfach mal nix tun...und siehe da, vieles erledigt sich von alleine.
In zwei Tagen spreche ich mit Hansjörg Rebholz, einem Schüler der ersten Stunde von Hans-Günter Schwarz. Auch weil die beiden bis heute freundschaftlich verbunden sind, kommt mit Hansjörg Rebholz sicher noch einmal eine neue Dimension in den Chor der Erinnerungen an Hans-Günter Schwarz.
Lass es dir schmecken!
Wolfgang
Tom 👋 aus dem schönen Saarland
Interview
Was denkst du?