Gast in einer weiteren Episode meines Podcasts "Genuss im Bus" ist der Bad Kreuznacher Winzer Martin Korrell. Nachdem Martin das Weingut im Jahr 2003 viel früher als gedacht von seinen Eltern übernehmen musste, hat er es peu à peu zu einer festen Größe im Weinbaugebiet Nahe entwickelt. Ohne Hektik und dennoch mit viel Tempo hat er eine Innovation nach der anderen eingeleitet und dabei nicht nur die Qualität seiner Weine enorm verbessert, sondern schon sehr früh großen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften gelegt. Nun steht auch die Bio-Zertifizierung unmittelbar bevor.
Die Nahe ist mit rund 4.200 Hektar Rebfläche ein vergleichsweise kleines Weinbaugebiet. Es erstreckt sich beinahe 100 km entlang des Flusses Nahe mit ihren Nebenflüssen Glan und Alsenz von Martinstein im Westen bis kurz vor der Nahemündung in den Rhein bei Bingen. Drei Viertel der Rebfläche sind mit weißen Rebsorten und ein Viertel mit roten Rebsorten bepflanzt.
Deutschlandweit gibt es nirgendwo eine größere Bodenvielfalt als an der Nahe. Entsprechend vielfältig fallen die Weine und Weinstile aus. Im Bereich „mittlere Nahe“ sorgen Quarz, Porphyr und Melaphyr für mineralische und rassige Weine. Vor allem die Rieslinge aus den Steillagen mit Schieferböden genießen einen hervorragenden Ruf. Martin bringt es auf den Punkt:
Die Lagenvielfalt hier an der Nahe ist unser größter Schatz. Das ist nicht nur in Deutschland einmalig, sondern weltweit.
Martin Korrell konnte in den vergangenen Jahren sein Lagenportfolio deutlich verbreitern. Neben dem traditionellen Herzstück, dem Kreuznacher Paradies bewirtschaft er nun auch Parzellen an der mittleren Nahe, wie dem Norheimer Dellchen, dem Norheimer Kirschheck, dem Schlossböckelheimer Felsenberg und dem Niederhäuser Klamm. Dass es Martin auch versteht, die feinen Lagenunterschiede herauszuarbeiten, hat er mit den vergangenen Jahrgängen eindringlich bewiesen. Er meint:
Mit unserem Lagenportfolio können wir, wie kaum ein anderes Weingut, die Nahe als Anbaugebiet mit seiner ganzen Vielfalt widerspiegeln.
Der Kreuznacher Riesling Paradies präsentiert sich klar, dicht und sehr aromatisch, eine aromatische Performance, die die alten Rebstöcke und die tiefgründigen, kalkhaltigen und lehmigen Mergelböden widerspiegelt. Am Gaumen zeigt er sich vital, frisch und reintönig mit einer feinen Textur, dicht gewebt und elegant mit dezentem Gerbstoffeintrag und salzigem Finale.
Von grauen Schiefer- und Tonsteinböden kommt dieser klare, komplexe und ungemein elegante Riesling mit heller und intensiver Frucht gepaart mit rauchigen Noten. Am Gaumen zeigt er sich frisch, mineralisch und ungemein verspielt. Er klingt deutlich salzig mit enormem Nachhall aus.
Im Felsenberg stehen die Reben in einem sehr steilen Südhang, der sich vom Fluß zu den Felsen hinzieht. Das Gestein ist vulkanischen Ursprungs und wird als Ryolith bezeichnet. Der Riesling öffnet sich mit einer intensiven und komplexen Fruchtaromatik, die perfekt mit den salzigen und tonischen Noten des Vulkangesteins verwoben sind. Am Gaumen zeigt er sich ungemein finessenreich, raffiniert und rein mit einem anhaltend salzigen Finale. Braucht Zeit!
Diese Cuvée aus Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay öffnet sich mit einer klaren und intensiv aromatischen Nase mit Noten reifer Früchte und Honigmelone. Am Gaumen präsentiert er sich frisch, elegant und ungemein charmant. Das ist Nahewein im Burgunderstil.
Dieser Riesling ist eine Assemblage aus den besten Riesling-Lagen des Weinguts. Aromatisch zeigt er sich rein, frisch und aromatisch. Am Gaumen ist er mittelkräftig, klar und frisch, ein gut definierter, eleganter, runder und doch spannungsreicher Riesling-Klassiker von der Nahe.
Die Löwenkiste ist Korrells Einzellagen-Kollektion in einer exklusiven Sammler-Holzkiste. Neben dem sehr raren Dellchen, das in 2021 bei Korrell sein Debüt feiert, dem Kirschheck und der Paradelage Paradies, enthält die stark limitierte Löwenkiste noch exklusiv die Lagenweine Klamm, Felsenberg und Im Honigberg am Bosenberg. Die drei zuletzt Genannten gibt es als 2021er nur in der Löwenkiste.
Martins Weine muss man einfach mögen. Sie sind ungemein fein, elegant und immer von einer wohltuenden Frische geprägt - vinophile Universaltalente, die Beginner und Freaks gleichermaßen abholen.
Auf meine Frage, wieso er den Prozess hin zum biologischen Weinbau eingeleitet hat, erklärt Martin Korrell:
Auf biologischen Weinbau umzustellen bedeutet für uns vor allem eins: Die Nähe zur Natur zu bewahren, ihr zu vertrauen und ihre Bedürfnisse ganz und gar zu verstehen. Wein wächst ja nicht einfach so. Die Reben sind sensible Pflanzen, die stark vom Klima und den jährlichen Wetterbedingungen abhängig sind. Sie müssen gehegt und gepflegt werden und dabei gibt es im biologischen Weinbau hauptsächlich ein Instrument: Unsere Hände…
Wer sein Weingut heute nachhaltig organisieren will, begibt sich auf einen ungemein komplexen Pfad. Vieles will bedacht sein, soll umfassend Rücksicht auf die kommenden Generationen genommen werden. Das schafft nur, wer ganzheitlich denkt. Dazu gehören bei den Korrells Leichtglas, Solaranlagen und CO2-neutraler Versan in Kartons aus Altpapier. Martin sagt:
Wir setzen dieses Thema nicht nur im Weinberg um, sondern auch im Umgang mit unserem Team, im täglichen logistischen Ablauf des Weinguts und auch in unseren Investitionen. Die Zertifizierung nach dem ZNU-Standard für nachhaltige Unternehmensführung ist der nächste logische Schritt, den wir gerade umsetzen.
Und er ergänzt:
Jeder noch so kleine Beitrag macht das Große Ganze aus. Wenn jeder von uns nur einen kleinen Schritt tut, kommen wir alle ganz schnell voran!
Im Podcast reden wir dann auch noch darüber, mit welcher Strategie er den elterlichen Betrieb weiterentwickelt hat, wir reden über die wichtigsten Etappen und Meilensteine und mit welchem Portfolio er sich heute am Markt positioniert hat. Und er verrät mir, welche Rolle seine Frau im Weingut spielt.
Die nächste Episode von Genuss im Bus geht planmäßig am 18. November an den Start. Dann nimmt mit Paula Bosch eine ganz besondere Frau der deutschen Weinszene am Mikrofon Platz. Paula Bosch war wohl die erste, weibliche Sommelière hierzulande. Ihre Sporen hat sie sich im Münchner Sternerestaurant Tantris verdient, in dem sie 20 Jahre mit großem Engagement als Sommelière gearbeitet hat.
Mit Ihren Kolumnen, Büchern und Vorträgen ist sie bis heute eine der ganz großen Influencerinnen in Deutschlands Weinwelt geblieben, eine echte Grande Dame. Weil sie gerade wieder einmal mit einer neuen Buchpublikation an die Öffentlichkeit gegangen ist, will ich das zum Anlass nehmen, ein Podcast-Interview mit zu führen.
Also schalte wieder ein, wenn in 14 Tagen mit Paula Bosch eine neue Episode von Genuss im Bus an der Start geht.
Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute und sage wie immer
Lass es dir schmecken!
Wolfgang
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