Auf meiner Podcast-Tour durch Franken habe ich Chris Ehrlich und Alexandra Müller-Ehrlich mit ihrem Startup 3 Zeilen in Rödelsee einen Besuch abgestattet. Es herrschte ein sehr entspanntes Miteinander, auch weil die beiden sich mir gegenüber sehr offen und locker gezeigt haben. Wir saßen im Garten, haben ein paar Weine verkostet und mit Chris habe ich ein hoch interessantes Interview geführt.
Das Interview bietet einen sehr spannenden Blick hinter die Kulissen eines echten Startup auf dem Feld der Weinproduktion. Und es begann tatsächlich im Jahre 2007 mit genau drei Rebzeilen. Diese drei Zeilen haben dem Betrieb dann auch seinen Namen gegeben und Chris und Alexandra sind bei diesem Namen geblieben, auch wenn sich die Dinge im Laufe der Jahre weiterentwickelt haben. Mittlerweile bewirtschaften die beiden immerhin bereits 3,8 Hektar und haben damit die absolute Obergrenze dessen erreicht, was im Nebenerwerb noch machbar ist.
Das Leben des Winzerpaars ist ganz gewiss anstrengend und sicher auch nicht frei von Sorgen. Aber ihre Geschichte zeigt meines Erachtens sehr eindrucksvoll, was geht, wenn Begeisterung und eine gute Portion Leidenschaft Tag für Tag Sinn stiften und motivieren, dran zu bleiben. Dann geht es, auch ohne jahrzehnte- oder jahrhundertlange Weinbautradition, ohne einen topmodernen Betrieb, mit einfachsten Mitteln, als Quereinsteiger und Garagenwinzer im Nebenerwerb.
Sein Handwerk verfeinerte der gelernte Weinküfer Chris Ehrlich unter anderem beim Bioweinpionier Gerhard Roth in Wiesenbronn und in Südtirol bei Hans Terzer in der Kellerei St. Michael-Eppan und beim Grafen Enzenberg im Kalterner Weingut Manincor, wo er nicht nur mit der Biodynamie in Kontakt kam, sondern auch seine Liebe zu den aromatischen Rebsorten entdeckte.
Und wie präsentieren sich die Weine? Spannend. Keine Frage. Im Tonneau ausgebaut, mit natürlichen Hefen vergoren, langes Hefelager, kaum Schwefel, wenig Eingriffe. Sie bekommen viel Ruhe und Zeit. Sie kommen gelassen und tiefenentspannt daher, unverfälscht und ihre Weise absolut einzigartig. Mitunter auch eigenwillig, definitiv kein Mainstream. Ein extrem spannendes Sortiment. Gerade so wie ihr Macher.
Sehr gut gefallen hat mir - in der Blauen Linie - der "Fränkische Satz". Wenn’s einfach, unkompliziert und lecker sein soll, dann ist dieser Wein eine ganz vorzügliche, extrem heitere Wahl.
Hoch interessant ist die gesamte Platin-Linie: der „Blanc“ genannte Sauvignon Blanc gefällt durch seine kraftvolle und zugleich ungemein lebhafte und erfrischende Art, ganz ohne jene laute Vordergründigkeit, die Vertreter dieser Sorte nicht selten auszeichnet.
Noch ein bisschen besser, weil tiefer und eindringlicher, hat mir der Silvaner vom Rödelseer Küchenmeister gefallen. Und noch ein bisschen komplexer und anspruchsvoller präsentiert sich die weiße „Reserve“ genannte Cuvée.
Alle Weine in der Platin-Linie profitieren von der Flaschenreife. Sie sind nach zwei bis drei Jahren deutlich ausdrucksstärker als in den Monaten direkt nach der Flaschenfüllung.
Außergewöhnlich gut kommt auch der Riesling "Dachschaden" daher. Er ist Teil eines Crowdfunding-Projektes, mit dem der Dachschaden des kürzlich gekauften Hauses finanziert werden soll. Wer will, kann sich an dem Projekt beteiligen. Mit dem Kauf einer Flasche wird ein qm Dachfläche finanziert. Somit kann man quasi Teil der Weinmanufaktur 3 Zeilen werden. Zu den entsprechenden Infos kommst Du über folgenden Link: https://www.3-zeilen.de/
Bei diesem Wein handelt es sich um einen „Orangewein“ aus der Rebsorte Silvaner. Die Trauben der weißen Silvanersorte werden ähnlich verarbeitet wie ansonsten die Trauben roter Rebsorten, also nicht vor der Gärung gepresst, sondern mit den Schalen vergoren.
Das Ergebnis ist ein dezent orange schimmernder Wein, der in der Nase erst mit etwas Sauerstoffkontakt zu erkennen gibt, dass er auch duftig sein kann. Aromen von Tee, Gewürz und herber Frucht betreten scheu die Bühne, dann ziehen Kräuter und etwas Zitrusfrucht nach. Am Gaumen herrscht großes Kino.
Nach einem verhaltenen Auftakt geht hier die Post so richtig ab. Viel reife Säure trifft auf eine cremige Textur mit viel Schmelz, Gripp und eine feine Gerbstoffstruktur. Wahnsinnig schönes und langes Finale! Kann eingesetzt werden wie ein leichter hochwertiger Rotwein. Gewinnt mit weiterer Flaschenreife!
In genau einer Woche habe ich den ÖKO-Landwirt Stefan Krämer aus Auernhofen am Mikrofon. Sein Hauptgeschäft ist die Landwirtschaft. 75 Hektar bewirtschaftet er zusammen mit seiner Frau Simone biologisch. Getreide, diverse Gemüse und Feldfrüchte. Doch seine Leidenschaft gilt dem Wein. Das spürt man vor allem, wenn man mit ihm verkostet. Dann blitzen seine Augen und sein Redefluss gewinnt an Tempo. Mit seinen eigenen Weinen ist er sehr kritisch, aber er liebt sie. Auch das spürt man. Seine feine Sensorik hat er nicht zuletzt anhand der großen Weine der Welt geschult und weiterentwickelt. Wie groß seine Leidenschaft für den Wein ist, das zeigt auch das Interview, das ich vor ein paar Wochen mit ihm in Auernhofen geführt habe.
Und solltest Du Lust verspüren, die Tage des erneuten Lock-Downs nicht gänzliche ohne spannende Weinverkostungen vorüberziehen zu lassen, dann schau dir mal meine Angebote an. Online Weinverkostungen oder eine Online-Weinparty im Freundeskreis bringen Dir ganz sicher jede Menge guter Laune und die ein oder andere spannende Neuentdeckung. Hier kannst Du dir alle Details anschauen: www.wolfgangstaudt.com
Hab eine gute Zeit und lass es Dir schmecken.
Wolfgang
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