Für die heutige Episode meines Wein-Podcasts "Genuss im Bus" bin ich ins Selztal gefahren und habe mich in Essenheim mit Stefan Braunewell getroffen. Wieder einmal bin ich also in Rheinhessen unterwegs, jenem etwas verzerrten, länglichen Viereck mit den Städten Worms, Mainz, Bingen an den Ecken und Alzey mittendrin. Im Norden und Osten begrenzt der Rhein das zum Bundesland Rheinland-Pfalz gehörende Gebiet, im Westen übernimmt das die Nahe. Im Süden treffen die Weinbaugebiete Rheinhessen und die Pfalz irgendwie grenzenlos aufeinander, gehen nahtlos ineinander über und ob man gerade noch in Rheinhessen oder schon in der Pfalz ist, ist oft schwer zu sagen. Die Zellertaler können ein Lied davon singen.
Mitten durch dieses größtenteils weich geformte, hügelige Gebiet meandert die Selz. Sie fließt in mehreren Bögen in nordöstliche Richtung vom Rande des Donnersbergs über Alzey nach Ingelheim, wo sie in den Rhein mündet. Das Selztal ist ein idyllisches Wander- und Radlerparadies mit vielen weiten Blicken über die Weinbergslandschaft Rheinhessens.
Rheinhessen zählt ja aktuell zu den spannendsten und dynamischsten Weinregionen Deutschlands. Hier finden sich Traubenvielfalt, viele ausgezeichnete Lagen und ebenso viele nach oben strebende Nachwuchswinzer. Man will die unrühmlichen Jahrzehnte vor allem des letzten Drittels im vergangenen Jahrhundert vergessen machen und mit Weinen begeistern, die nicht nur von exzellenter Güte sind, sondern die auch Herkunft zeigen.
Aus diesem Grund haben sich Anfang 2017 rund 70 Betriebe inklusive des VDP.Rheinhessen zur Maxime Herkunft Rheinhessen zusammengeschlossen. Den beteiligten Winzern geht es um die Schärfung des rheinhessischen Profils, um Qualität und Ursprungsidentität.
Gemeinsames Leitbild ist die freiwillige, dann aber konsequente Anwendung des dreistufigen Klassifikationsmodells als anerkannte, wertige und greifbare Einteilung der Weinqualität in:
Teil dieser Bewegung und der Aufbruchsstimmung in Rheinhessen sind auch die Brüder Christian und Stefan Braunewell aus Essenheim im nördlichen Selztal direkt vor den Toren der Landeshauptstadt Mainz.
Bereits Vater Axel Braunewell hatte das Weingut gut aufgestellt, doch seitdem seine Söhne, die Brüder Stefan und Christian die Verantwortung im elterlichen Betrieb in Essenheim übernommen haben, wird mächtig Gas gegeben. Ihr Zwischenziel, den Anschluss an die rheinhessische Spitze zu finden, haben die beiden mittlerweile erreicht. Wenn die Segnungen der Neu- und Umbaumaßnahmen am Weingut voll zur Geltung kommen, ist mit einem weiteren Schub zu rechnen.
Vom Literwein, den die beiden Jungwinzer auf den schönen Namen „Unser täglich Riesling“ getauft haben, bis zu den edelsüßen Abfüllungen passt hier aktuell alles. Aus den beiden Top-Lagen „Teufelspfad“ und „Blume“ werden schöne rassige und körperreiche Rieslinge gewonnen; ihre eigentliche Stärke zeigen die Braunewells meines Erachtens aber vor allem bei den Rebsorten Grau- und Spätburgunder.
Beim Grauburgunder bereitet bereits der Gutswein ziemlich viel Trinkfreude. Erpräsentiert sich wunderschön reintönig und ist gut strukturiert. Eine Schippe drauf legt der Ortswein „Kalkmergel“, der mit deutlich mehr Substanz und Schmelz aufwartet. An der Spitze der Grauburgunder-Serie stehen zwei Lagenabfüllungen: Der "Teufelspfad" ergibt von stark kalkhaltigen Böden ungemein saftige, strukturierte und nachhaltige Grauburgunder, der "Klopp" von einer kühleren Lage mit kargem Kalkstein ist noch ein bisschen intensiver, noch ein bisschen kraftvoller, es ist ein regelrecht stürmischer Wein, dem ein paar Jahre Flaschenreife sicher gut tun. Dieses spannende Pärchen spielt in der absoluten Top-Liga beim Grauburgunder.
Angeführt vom Teufelspfad präsentieren sich auch die drei Spätburgunder auf sehr hohem Niveau. Ich persönlich habe zudem eine Schwäche für den ungemein feinen Pinot-Sekt, den die Braunewells nach bewährter Champagner-Methode bereiten und erst nach ausgiebiger Hefelagerung in den Verkauf bringen. Und auch der Rosé des Hauses - eine Cuvée von Frank Dinter und Christian & Stefan Braunewell - präsentiert sich mit Klasse und sehr viel Charme.
Besonders wichtig ist den Braunewells das Prinzip der „Nachhaltigkeit“. Ihr Motto lautet "Heute so arbeiten, dass die nächsten Generationen noch alle Möglichkeiten haben“. Deshalb bearbeiten sie ihre Weinberge ökologisch. Sie verzichten auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel und unterstützen mit geeigneten Maßnahmen die Artenvielfalt in den Weinbergen und das Bodenleben. Sie haben Maßnahmen zur Energieeffizienz und Ressourcenschonung ergriffen und leben die Prinzipien von Regionalität und sozialem Engagement.
Hört einfach selbst rein ins Interview, es ist eine gute Gelegenheit, den ungemein gescheiten, tatkräftigen und gut geerdeten Stefan und die Betriebsphilosophie der Braunewells näher kennenzulernen und neugierig auf ihre Weine zu werden. Damit ihr beim Hören der Podcast-Episode nicht auf dem Trockenen sitzt, haben wir ein spannendes Probierpaket für euch zusammengestellt.
Drin im Paket sind drei Grauburgunder:
Alles zusammen kostet 39 € inkl. Versand.
Das Probierpaket könnt ihr unter Angabe des Kürzels „Genuss im Bus Paket“ im Weingut Braunewell bestellen.
In 14 Tagen bin ich in der Pfalz unterwegs. Ich treffe mich mit Regine Minges, die zusammen mit ihrem Vater das Weingut Theo Minges in Flemlingen leitet und das Besondere ihrer Weine wie folgt zusammenfasst: „Wir machen keine Flirtweine. Unsere Weine sind für eine lange Beziehung gemacht.“ Das verspricht, eine interessante Begegnung zu werden. Schaltet also wieder ein, wenn die nächste Episode von Genuss im Bus in genau 2 Wochen an den Start geht.
Und noch was: Auch Regine Minges hat ein kleines Probierpaket zusammenstellt, das ihr unter Angabe des Kürzels „Genuss im Bus Paket“ im Weingut Minges bereits im voraus bestellen könnt.
Lasst es euch schmecken!
Wolfgang
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