Weingut Abril im Podcast Genuss im Bus

Weingut Abril im Podcast Genuss im Bus

Mit starken Kollektionen eine echte Herausforderung für das Kaiserstühler Establishment - Podcast-Interview mit Eva Köpfer, der engagierten Chefin des Weinguts Abril

Für eine weitere Epsiode meines Podcasts "Genuss im Bus" habe ich mal wieder den Kaiserstuhl bereist und in Bischoffingen die Chefin des Bio-Weinguts Abril, die Sommelière Eva-Maria Köpfer ans Mikrofon geholt. 

Eva Köpfer ist die gute Seele des Weinguts Abril - eine waschechte Teamplayerin

Eva ist seit vielen Jahren die gute Seele des Weinguts, die alle Fäden mit sehr viel Geschick und Empathie zusammenführt. Auch über das Weingut hinaus ist sie als Netzwerkerin und Initiatorin unzähliger Veranstaltungen und Events bekannt.

Einer, der sie gut kennt, sagte mir einmal: „Eva bringt die Menschen zusammen. Sie sieht immer zuerst das Gemeinsame, das Gemeinwohl und die positiven Synergien. Sie ist ein ungemein bescheidener Mensch, der im Zweifelsfall an sich selbst zuletzt denkt.“

Das traditionsreiche Weingut Abril wirtschaftet nach ökologischen Standards

Das Weingut Abril ist Mitglied des Verbandes Ecovin und zählt mit rund 30 Hektar Rebland zu den größeren Bioweingütern hierzulande. Mehr als 50 Prozent der Produktion gehen direkt an die Endverbraucher. Eva meint:

Das ist ein Schatz für uns. Nicht nur rein wirtschaftlich, sondern auch weil wir die Nähe zu den Menschen, die unsere Weine trinken, so sehr lieben. Deswegen tun wir alles, damit sie sich bei einem Besuch hier im Weingut wohlfühlen. Und deswegen organisieren wir über das Jahr verteilt unzählige Veranstaltungen - hier im Weingut und in Kooperation mit Kollegen in der ganzen Region.

Im Interview reden wir über die nunmehr fast 300-jährige Weinbautradition der Familie Abril, die Rolle der Investorenfamilie Haub und die Aufbruchsstimmung im Team, die seit ein paar Jahren dafür gesorgt hat, dass das Weingut mit Jahr für Jahr spannenderen Kollektionen aufwartet.

Das Weingut Abril entsteht in neuem Glanze

Bis 2007 war das Weingut durchgängig im Besitz der Familie Abril. Hans-Frieder Abril war der letzte einer langen Dynastie. Er hatte drei Kinder, die aber alle drei kein Interesse hatten, das Weingut weiterzuführen.

Als das Weingut dann zum Verkauf stand, entschloss sich Helga Haub, die Cousine von Hans-Frieder Abril und Frau des legendären Tengelmann-Chefs Erivan Haub, den Betrieb zu kaufen.

Helga Haub war in Bischoffingen und Emmendingen aufgewachsen und so heimatverbunden und weinafin, dass sie sich bereitwillig und mit viel Elan auf das Abenteuer einließ. Zunächst war geplant, den Standort des Weinguts in der Ortsmitte von Bischoffingen, unangetastet zu lassen. Man wollte dort anstelle des in die Jahre gekommenen Weingutgebäudes einen Neubau errichten, der erlaubte, die Prozesse der Weinbereitung besser zu organisieren.

Aufgrund des extrem hohen Grundwasserspiegels und Unstimmigkeiten mit Nachbarn, entschied man sich schließlich auszusiedeln und das neue Weingut am Nordwestrand des Dorfes unterhalb des Enselbergs zu errichten.

Aufbruch - mit Teamgeist geht's im Neubau schnell voran

Die Realisierung des Projektes verzögerte sich allerdings, weil bei den Grabungen auf dem Baugelände Überreste einer steinzeitlichen Siedlung aus der Epoche der bandkeramischen Kultur vor rund 7500 Jahren gefunden wurden. Eva erklärt mir:

Wo jetzt das Weingut steht, war früher das älteste Steinzeitdorf des Kaiserstuhls. Exponate, die bei den Grabungen gefunden wurden, sind demnächst im Keller des Weingutes zu sehen.

Eva spricht im Interview von einem Investitionsvolumen in Höhe von 10 Millionen Euro. Davon sind allein 5 Millionen in die Kellertechnik geflossen.

Wir haben hier ein sehr, sehr modernes Weingut. Viele sagen, wir hätten die modernste Kellerei Europas. Alles ist hier technisch auf dem neuesten Stand und sehr, sehr hochwertig.

Hinzu kommt ein junges und hochmotiviertes Team. Für die Zukunft darf man noch jede Menge vom Weingut Abril erwarten. Eva drückt das so aus:

Unser Bestreben ist es, von Jahr zu Jahr besser zu werden, die Qualität zu optimieren. Dafür geben wir alles. Wir bewirtschaften alles komplett ökologisch und haben Lust auf mehr, auch auf einen noch höheren Bekanntheitsgrad.

Dafür, dass das alles möglich werden konnte, ist Eva der heute 87-jährigen Helga Haub über die Maßen dankbar.

Sie ist eine total beeindruckende Persönlichkeit. Dabei unheimlich sozial und sehr bodenständig. Das Schöne ist, dass sie uns hier nie reingeredet hat. Im Gegenteil: Sie hat uns immer absolute Rückendeckung gegeben, hat immer viel Vertrauen in uns gehabt. Ihr Herzblut und ihre Liebe für das Weingut sind grenzenlos.

Pinot Magma - der neue Profilwein vom Kaiserstuhl?

Besonders am Herzen liegt der Netzwerkerin Eva der Pinot Magma - ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Kaiserstühler Produzenten. Es handelt sich dabei um einen trockenen Weißwein aus Grau- und Weißburgundertrauben. Dem Anspruch nach verbindet er traditionsreiches Winzerhandwerk mit Herkunftscharakter und strukturierter Eleganz im Glas. Eva ist begeistert:

Das Projekt "Pinot Magma" ist eine tolle Sache. Ich durfte bei der Entstehung dabei sein. Federführend war damals der Thomas Weiler von der Winzergenossenschaft hier in Bischoffingen. Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment gar nicht so sehr von seiner Idee begeistert war. Aber nach einer Nacht drüber schlafen war ich dann eigentlich recht schnell Feuer und Flamme. Ich habe gesehen, dass das eine große Chance für den Kaiserstuhl ist.

Vielleicht kann sich der Pinot Magma zu einem echten Kaiserstühler Profilwein entwickeln. Aber so weit ist es noch nicht. Noch mehr Topbetriebe müssten mitmachen. Trotzdem ist es ein vielversprechendes Gemeinschaftsprojekt. Sowohl Genossenschaften als auch private Weingüter sind mit von der Partie.

Es ist ein langfristig angelegtes Projekt. Ich denke, der Durchbruch braucht 20 bis 30 Jahre, so lange wird es dauern, bis der Pinot Magma wirklich über die Landesgrenzen hinaus bekannt und eine Marke geworden ist. Aber wir sind da eine gute Truppe und geben da richtig Vollgas. Es sind ganz, ganz tolle Weine und Betriebe mit dabei.

Frucht - Stein - Zeit - das Produktportfolio des Weingut Abril

Das sind die drei Weinlinien im Weingut Abril. Unter dem Label "Frucht" werden fruchtbetonte, trinkanimierende und leicht zugängliche Weißweine aus den typischen Kaiserstühler Rebsorten vermarktet. „Frucht“ steht für Weine mit weißem Etikett. Im Geschmack sind Fruchtigkeit und unkomplizierte Trinkigkeit das Maß aller Dinge.

Die "Stein-Weine" sind stärker von ihrer Herkunft geprägt, weniger fruchtbetont, sondern würzig, mineralisch und mit mehr Struktur ausgestattet. Sie lagern und reifen in Holzfässern, für die südbadisches Eichenholz zum Einsatz kommt. Das anthrazitfarbene Etikett repräsentiert diese mittlere Weinkategorie „Stein“.

Die Top-Linie firmiert unter der Bezeichnung "Zeit". Für diese Weine steht das schwarze Etikett. Der Einfluss der Zeit kommt durch die behutsame Reifung im Barrique zum Ausdruck. Es sind Weine, die nicht nur ein großes Reifepotenzial haben, sie benötigen auch ein paar Jahre, bis sie ihre volle Harmonie und ganze Größe ausgebildet haben.

Bei aller Klasse, die die Weine des Weinguts Abril schon erzielt haben, ist allen Beteiligten - Eva eingeschlossen - völlig klar, dass noch viel Luft nach oben ist. Die Fußballbegeisterte stellt folgenden Vergleich an:

Wir spielen aktuell 2. Bundesliga. Da liegt noch eine gute Wegstrecke vor uns bis zur Bundesliga. Aber wir haben uns fest vorgenommen, eines Tages Championsleague zu spielen. Wir brennen für eine große Zukunft.

Ich werde den weiteren Weg des Bischoffinger Weinguts mit Interesse verfolgen. Viel Glück wünsche ich Eva und ihrem Team.

Demnächst zu Gast im Podcast von "Genuss im Bus" ist Fabian Zähringer vom Markgräfler Weingut Zähringer

In 14 Tagen geht es weiter hier im Podcast. Dann bin ich im Markgräflerland unterwegs und treffe in Heitersheim Fabian Zähringer, den Chef des biodynamischen Weinguts Zähringer, zugleich eines der ältesten Bioweingüter Badens.

Mit Fabian will ich u.a. über die Chancen und Risiken einer Erzeugergemeinschaft reden, denn die gehört zum Weingut Zähringer dazu. Wie sind unter diesen Bedingungen die Jahr für Jahr exzellenten Kollektionen der Zähringers möglich? Wie kann er die hohe Qualität sicherstellen, Qualität sowohl im Hinblick auf die Pflege und Bewirtschaftung der Rebgärten als auch hinsichtlich der geernteten Trauben.

Ich freue mich, wenn du dann wieder einschaltest. Bis dahin wünsche ich dir eine gute Zeit und sage für heute Tschüss und Auf Wiedersehen. Und nicht vergessen:

Lass es Dir schmecken!

Wolfgang