Wer sich heutzutage fragt, ob Winzersekt eine gute Alternative zum Champagner sein kann, befindet sich auf einer heißen Fährte. Auch wer auf dem diesjährigen Internationalen Sparkling Festival in Frankfurt war, konnte sich von hohen Qualitätsniveau vieler deutscher Winzersekte überzeugen. Nicht nur im Sekthaus Raumland in Flörsheim-Dalsheim, auch bei Aldinger, Griesel & Compagnie, Bardong und Andres & Mugler wird aller Feinstes auf Flaschen gefüllt.
Es herrscht Hochstimmung, wenn am Gaumen feinste Bläschen tanzen, eingehüllt in sahnig-zarten Schmelz und eine wundervolle Geschmacksfülle – so saftig und erfrischend, so feingliedrig, komplex und nachhaltig, dass man unwillkürlich an einen edlen Champagner denkt.
Mit ihrer Cuvée Elena Brut demonstrieren die Pfälzer Michael Andres & Steffen Mugler eindrucksvoll, dass sich deutscher Winzersekt mit Champagner, der Referenz für Schaumweine schlechthin, durchaus messen kann.
Doch sie setzen dem französischen Klassiker eine ganz eigene Stilistik entgegen. Schon die Nase macht den entscheidenden Unterschied deutlich: Während Champagner vor allem von Champignon-, Hefe-, Brotkruste- und Briochenoten geprägt ist, spielt in der Cuvée Elena die Frucht die erste Geige. Je nach Jahrgang begegnet man einer nuancenreichen Aromatik mit Noten von Apfel- und Birnenmus, Quitte und Mirabelle, dazu ein paar Anklänge an weiße Blüten, während sich die feine Hefeprägung mit dezenten Hinweisen auf Brioche und Gebäck fast unscheinbar im Hintergrund hält.
Das hohe Niveau, das sich unter Deutschlands Winzersekten allmählich durchzusetzen beginnt, basiert nicht zuletzt auf der Einsicht, dass die Qualität eines Schaumweins vor allem von der Güte der geernteten Trauben abhängig ist. „Früher ging man hierzulande davon aus, dass auch zweitklassige Trauben ansprechende Sekte ergeben. Das ist jedoch eine völlig irrige Annahme und zeigt sich besonders deutlich bei trockenen Sekten in den Kategorien Brut oder Extra Brut, wenn es nicht möglich ist, Schwachstellen mit Restsüße zu maskieren“, so Michael Andres.
Die aufwändigste und edelste Art, aus gesunden und perfekt gereiften Trauben einen hochwertigen Schaumwein zu machen, ist die in der Champagne übliche, traditionelle Methode der zwei Gärprozesse. Der erste produziert den Grundwein, der zweite Perlage und Schaum. Dabei ist entscheidend, dass die zweite Gärung in der Flasche stattfindet, und zwar genau in der Flasche, die dann später auch in den Handel gelangt. Diese Methode kommt auch bei Andres & Mugler und allen guten deutschen Winzersekten zum Einsatz.
Auch das Gros der deutschen Markensekte entsteht auf der Basis zweier Gärprozesse. Die zweite Gärung findet jedoch nicht in der Flasche, sondern in großen druckstabilen Edelstahltanks statt und auch die verwendeten Grundweine erfüllen keineswegs höchste Ansprüche. Die Resultate sind Sekte von einfacher Qualität.
Demgegenüber steht „Winzersekt“ für ein kleines, feines Nischenangebot, mit dem ambitionierte Weinerzeuger im imagedominierten Schaumweinsegment anspruchsvolle Qualitäten anbieten. Gerade einmal zwei Prozent unseres Sektmarktes entfallen auf „Winzersekt“.
Immer mehr deutsche Winzer können es mit ihren Sekten mittlerweile mit dem prickelnden Edelgetränk aus der Champagne aufnehmen. Die Nachfrage steigt, aber die Produktionsmenge bleibt vorerst begrenzt.
Das Berliner Zwei-Sterne-Restaurant „Reinstoff“ ist bereits völlig auf Winzersekte umgestiegen und hat dem Champagner den Rücken gekehrt. Wenn Du das nächste mal Geschäftspartner ins Restaurant einlädst und Deine Wertschätzung zum Ausdruck bringen willst, liegst Du mit einem der genannten Winzersekte goldrichtig.
Es lohnt sich, die Sektfährte aufzunehmen bevor die Preise steigen. Die stilistische Vielfalt ist groß und sehr gute Qualitäten sind zur Zeit noch unter der Schallgrenze von 15 Euro zu haben.
Diese Produkte findest Du selten in Supermärkten. Der Weg zu ihnen führt entweder über den gut sortierten Fachhandel oder den Besuch direkt im Weingut. Aber auch in angesagten Szenebars hat sich Winzersekt fast über Nacht zu einem In-Getränk entwickelt. Speziell in der warmen Sommerzeit präsentieren sich Winzersekte viel delikater als das meiste, was uns bespielsweise unter der Marke „Prosecco“ angeboten wird. Sie sind ideale Sommerweine!
Ausgefeilte Abfüllungen kommen längst nicht nur vom Weingut Andres & Mugler. Spannende Burgundersekte findest Du auch bei anderen Pfälzer Betrieben, allen voran bei A. Christmann in Neustadt, beim Ökonomierat Rebholz und dem Wilhelmshof in Siebeldingen und beim Weingut Bergdolt in Duttweiler. Sie alle gehören zur Spitze in Deutschland.
Das Schlossgut Diel an der Nahe präsentiert zur Zeit einen fein gereiften Riesling-Sekt aus dem Jahrgang 2008, der mit einer feinen Nase und einem ungemein eleganten, smarten Gaumenauftritt regelrecht begeistert. Die Rheingauer Betriebe Georg Breuer, Franz Künstler, Chat Sauvage, Solter, Bardong und Barth können sich ebenfalls in die Phalanx der empfehlenswerten Sektproduzenten einreihen. In Rheinhessen gefallen vor allem die Abfüllungen von Battenfeld-Spanier, Braunewell, Weinreich und Wagner-Stempel. An der Mosel sind vor allem die Betriebe Kirsten und Melsheimer und in Baden kommen erstklassige Vertreter von Bernhard Huber und Franz Keller.
Ein rheinhessischer Betrieb hat sich sogar erfolgreich auf die Sektproduktion spezialisiert. Das Weingut Raumland in Flörsheim-Dalsheim überzeugt mit einer breiten Palette – vom Triumvirat bis zum MonRose. Mir persönlich gefällt die Cuvée Katharina Brut besonders gut. Diese Burgundercuvée wird im wesentlichen aus Trauben der Sorten Spätburgunder und Pinot-Meunier bereitet. Ihr Gaumenauftritt ist kraftvoll und fein zugleich. In der Nase spielen feine Orangen- und Feigenaromen mit Biskuit- und Walnußnoten. Eine perfekte Sinfonie!
Einen besonderen Coup landete das Pfälzer Traditionsweingut Reichsrat von Buhl in Deidesheim, als es den langjährigen Önologen des berühmten Champagnerhauses Bollinger, Mathieu Kauffmann als neuen Kellermeister an Bord holte. Sein Erstlingswerk hat bereits für enorme Furore gesorgt. Nun dürfen wir alle gespannt sein, wie seine Champagner-Erfahrung die Welt der Riesling-Sekte beeinflussen wird.
www.andresundmugler.de
www.georg-breuer.com
www.oekonomierat-rebholz.com
www.raumland.de
www.reichsrat-von-buhl.de
www.schlossgut-diel.com
www.sekthaus-solter.de
www.griesel-sekt.de
www.krack-sekt.de
www.wagner-stempel.de
www.weingut-barth.de
www.weingut-bergdolt.de
www.weingut-braunewell.de
www.weingut-christmann.de
www.weingut-huber.com
www.weingut-kirsten.de
www.weingut-kuenstler.de
www.weingut-wehrheim.de
www.weinreich-wein.de
www.wilhelmshof.de
www.winterling-sekt.de
www.wittmannweingut.com
ein Lob dem Winzersekt. Wir hier in Bensheim machen mit der ersten Sektmanufaktur der Bergstraße beste Erfahrungen. Großartige Schaumweine produziert Niko Brandner (Schüler von Raumland und Fürst). Senkrechtstart, und das mit zugekauften Weinen. Alles noch am Anfang. Die meisten Sekte vertragen längeres Hefelager. Meine Meinung: Der Bezeichnung "Winzersekt" fehlt es an Klang. Gäbe es etwas Ähnliches wie Champagner oder Prosecco.... Liebe Grüße
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