Ich habe Julian Huber in Malterdingen im Breisgau besucht und mit ihm über die Frage gesprochen, unter welchen Voraussetzungen auch in Deutschland große Rotweine möglich sind. Der heute 29jährige war 24 als er nach dem frühen Tod seines Vaters die Verantwortung für die Weine des elterlichen Weingutes übernommen hat.
Als wir uns im Verkostungsraum gegenübersitzen, muss ich unweigerlich an Julians Vater, an Bernhard Huber denken. Ich bin ihm mehrmals begegnet, das erste mal Anfang der 90er Jahre, als er sich gerade von der Genossenschaft abgenabelt und zusammen mit seiner Frau Bärbel begonnen hatte, seine Weine auf eigene Faust zu vermarkten. Ich erinnere seine warme, zugewandte Art. Bernhard Huber machte auf mich immer einen sehr bodenständigen, bescheidenen Eindruck. Demütig auch, ein Mann, der Mensch und Natur gleichermaßen respektvoll begegnete, der gelernt, sich nicht zu wichtig zu nehmen, auch und gerade, wenn die Fachwelt ihn mit Ehrungen und Auszeichnungen immer häufiger überschüttete. Spätestens seit der Jahrtausendwende galt Bernhard Huber als Rotweinkoryphäe Deutschlands, für manche sogar als Primus inter pares.
Er war beseelt von dem Gedanken, an die große Malterdinger Tradition für Spätburgunder anzuknüpfen, die vor rund 700 Jahren von Zisterziensermönchen begründet wurde und so beeindruckend gewesen sein muss, dass „Malterdinger“ ein vielerorts gebräuchliches Synonym für Pinot Noir bzw. Spätburgunder wurde.
Bernhard Huber hat mit vielen seiner Pinots aus den Lagen Bienenberg, Wildenstein, Schlossberg und Sommerhalde überzeugend bewiesen, dass in Malterdingen Rotweine wachsen können, die es mit den großen Weinen aus dem Burgund aufnehmen können.
Diese Mission, die Bernhard Huber sein ganzes Leben lang angetrieben hat, führt jetzt sein Sohn Julian nahtlos fort. Und wie es scheint, zieht er sogar das Tempo an. Binnen weniger Jahre präsentiert er Weine, über die sein Papa sich sicher mehr als nur ein bisschen gefreut hätte: nur noch ein bisschen mutiger als dieser, noch ein bisschen konsequenter, Weine mit einer eigenen Handschrift, klassische Huber-Weine schon, aber wilder, radikaler - eben Weine der Jugend.
Es war ein besonderes Gespräch, dass ich vor einigen Wochen in Malterdingen mit Julian Huber geführt habe. Zum einen, weil er einen sehr intimen Einblick in die Entstehungsprozesse seiner Rotweine gewährt. Das ist eine tolle Lehrstunde für alle, die sich für die Faktoren interessieren, die große Pinots möglich machen. B
Ein besonderes Gespräch aber auch deshalb, weil Julian - nicht selten zwischen den Zeilen - viel Persönliches Preis gibt. Auf dem Nachhauseweg denke ich: Julian kommt dem Charakter seiner Weine sehr nahe: einerseits gelassen, bodenständig, in sich ruhend, anderseits radikal, wild, eben erfrischend jugendlich.
Viel Spaß beim Zuhören. Los gehts!
Hans Boley
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