Domäne Wachau - Podcast-Interview mit dem Geschäftsführer Roman Horvath MW und dem Önologen Heinz Frischengruber

Domäne Wachau - Podcast-Interview mit dem Geschäftsführer Roman Horvath MW und dem Önologen Heinz Frischengruber


Domäne Wachau - Podcast-Interview mit dem Geschäftsführer Roman Horvath MW und dem Önologen Heinz Frischengruber

Mit dem heutigen Blog-Beitrag rund um die Domäne Wachau beginnt eine mehrteilige Serie rund um den österreichischen Wein. Ich war insgesamt eine Woche vor Ort. Neben zwei sehr schönen Präsentationen des neues Buchs „New Wine Wave“ - einmal im Weingut Ernst Triebaumer in Rust und dann auch im WINO bei Erich Schreiber in Poysdorf - habe ich zahlreiche Weinbaubetriebe besucht und intensive Gespräche mit den Protagonisten geführt.

Herausgekommen ist ein bunter Mix an Podcast-Episoden mit spannenden Menschen aus der Wachau und dem Kamptal, aus dem Weinviertel und dem Burgenland, ein Mix aus kleinen und großen, privaten und genossenschaftlich geführten Betrieben. Darunter sind manche kaum älter als 20 Jahre, andere mit einer Jahrhunderte alten Tradition.

Domaene Wachau Kellerschloessel c Domaene Wachau Loeff

Die Domäne Wachau wartet mit einem exzellenten Riedenportfolio auf

Ich starte mit der Domäne Wachau, der bes­ten Genos­sen­schaft für Weiß­weine welt­weit - so zumindest das Urteil vieler Kenner der Szene. Mit Roman Horvath und Heinz Frischengruber habe ich ihre beiden zentralen Repräsentanten ans Mikrofon geholt. Roman ist Geschäftsführer und Heinz obliegt die operative Verantwortung für die Pflege der Weingärten und die Prozesse der Weinbereitung. Ein Dreamteam, wie manche sagen.

Roman hat sich die Sporen zunächst im Weinhandel verdient und später dann auch die Master of Wine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Heinz ist ein waschechter Wachauer, der die Ter­ro­irs der Region wie kein Zwei­ter kennt. Gemeinsam haben sie die Domä­ne strate­gisch neu aus­ge­rich­tet und die Qua­li­täts­schrau­be kräf­tig ange­zo­gen.

Unter Ihrer Leitung hat sich die Genossenschaft zu einem der bedeutendsten und angesehensten Weinproduzenten Österreichs entwickelt. Drei Viertel der Wachauer Rebfläche - also etwa 450 Hektar - wird von den insgesamt 250 Winzerfamilien der Domäne Wachau bewirtschaftet - überwiegend händisch und zu etwa 30 Prozent ökologisch. Sicher eine der herausragenden Stärken der Domäne, darauf haben die beiden auch im Interview immer wieder hingewiesen, sind die vielen exzellenter Rieden, über die sie verfügen.

In unseren Rieden-Weinen spiegelt sich das individuelle Terroir der einzelnen Lagen deutlich wider. Loibenberg, Achleiten, Kollmitz, Kellerberg, 1000-Eimer-Berg, Axpoint und Singerriedel sind unsere Spitzengewächse. Aber über allem stehen die Abfüllungen aus dem Achleiten in Weißenkirchen. Das ist die Essenz eines Wachauer Weins.

Domaene Wachau Achleiten  c Domaene Wachau

Klassische und Newcomer-Lagen - die Domäne Wachau hat beides

Die Reben der Domäne Wachau, vor allem Grü­ner Velt­li­ner und Ries­ling, finden sich in allen Teilbereichen des Anbau­ge­biets. Noch immer unterschätzt, aber vom Klimawandel begünstigt sind die Lagen im Süden der Donau, dem soge­nann­ten rechten Ufer. Heinz Frischengruber meint:

Am rechten Donauufer hat sich in der jüngeren Vergangenheit enorm viel getan. Jahr für Jahr steigt die Qualität der Trauben und immer mehr junge Betriebe machen mit spannenden Abfüllungen auf sich aufmerksam. Dazu gehört auch der Betrieb von Georg Frischengruber. Aber auch unseren Vertragswinzern gelingen immer bessere Ernten. Sie sind happy über diese Entwicklung.

Bekannter ist natürlich die andere Seite - das Nordufer - beginnend im Osten mit Loi­ben und Dürn­stein: eine wär­me­re Unter­zo­ne mit pan­no­ni­schen Ein­flüs­sen. West­wärts folgen Weis­sen­kir­chen, Joching, St. Micha­el und Wösen­dorf bis dann im vergleichsweise kühlen Spitz das westliche Ende des Anbaugebietes mit unverkennbar atlantischen Klimaeinflüssen schon bald erreicht ist.

Von hier geht es nord­westlich hinauf in den Spit­zer Gra­ben, wo in Mühldorf die letzten Reben anzutreffen sind. Die Reife der Trauben liegt hier oben, vor allem bedingt durch die Höhenlage und die küh­len Luft­strö­mun­gen aus dem Wald­vier­tel, etwa zwei Wochen hinter den wärmeren Lagen in Loibenberg und Dürnstein.

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Die Stilistik der Weine der Domäne Wachau

Aus all den genannten Unter­zo­nen kom­men Wei­ne der Domäne Wachau. Insbesondere wenn es sich um Lagenabfüllungen handelt, verkörpern sie den Charakter ihrer Herkunft. Die Riedenweine markieren deshalb die Spitze der Qua­li­täts­py­ra­mi­de - ganz gleich, ob sie in der Kate­go­rie Feder­spiel oder der Kate­go­rie Sma­ragd daherkommen.

Roman Horvath erklärt die Zusammenhänge so:

Die Wachau steht für sehr geradlinige, puristische Weine mit viel Finesse, Eleganz, Herkunftscharakter, Mineralität und Komplexität. Am Gaumen präsentieren sie sich mit enorm viel Spannung, guter Säure und unheimlich großem Trinkvergnügen.

Auf meine Frage, was die Stilistik der Weine der Domäne Wachau ausmache, worin ihre unverwechselbare persönliche Handschrift bestehe, erläutert er:

Unsere Weine sind noch ein bisschen puristischer, noch ein bisschen mehr von Würze und Kräutrigkeit als von vordergründiger Fruchtigkeit geprägt. Vielleicht auch einen Tick schlanker, aber immer ungemein druckvoll im Finale.


Domaene Wachau Backstage  c Domaene Wachau

Nachhaltigkeit und Enkeltauglichkeit - die Domäne Wachau lebt diese Werte

Für alle verbindliche Werte durchzusetzen, ist für eine Genossenschaft mit rund 250 beteiligten Winzerfamilien, keine leichte Aufgabe. Hier braucht es Überzeugungsarbeit, mehr vielleicht aber noch Sensibilität und Fingerspitzengefühl. Wichtig ist noch ein anderer Faktor, nämlich der respekt vor dem Fleiß und Schweiß all dieser Menschen, die mit viel Herzblut ihre Weingärten pflegen. Den Erfolg der Domäne Wachau erklärt Heinz Frischengruber dann auch folgerichtig so:

Es steckt sehr viel Schweiß dahinter, es steckt sehr viel Handarbeit dahinter. Viele Leute scheinen vergessen zu haben, warum die Wachau und auch die Domäne Wachau dort stehen, wo sie stehen. Die Grundlage ist der Fleiß der Winzer. Ihre erdverbundene Art und ihre Liebe zum Winzerberuf sind ausschlaggebend. Und die Anstrengungen, die sie in Kauf nehmen. Ich kann die Weingärten raufgehen und die superbe Aussicht genießen. Aber dort heute bei 35 Grad raufgehen, ist was anderes. Da schwitzt du und hast noch nicht mal zu arbeiten begonnen. Das ist sensationell und mittlerweile glaube ich, dass das den Winzern in Fleisch und Blut übergegangen ist. Sie haben erfahren, dass der einfachste Weg nicht der erfolgreichste ist. Diese Einsicht hat sich in den letzten Jahrzehnten durch die ganze Wachau gezogen.

Domaene Wachau Panorama Loibenberg  c Domaene Wachau Liebert

Die Domäne Wachau wird von Jahr zu Jahr ökologischer

Biodiversität und Nachhaltigkeit spielen in der Pflege der Weingärten heute eine zentrale Rolle. Roman bringt das wie folgt auf den Punkt:

Um den Reben ein vitales Umfeld zu garantieren und für ein ökologisches Gleichgewicht zu sorgen, setzen unsere Winzerfamilien auf Bodenbegrünung. Sie fördern die Artenvielfalt, passen die Laubwandarbeiten den Wetterbedingungen an und setzen zunehmend auf biologische Bewirtschaftung. Mit der kontinuierlichen Restaurierung der Trockensteinmauern und der die Weingärten umgebenden Böschungen tragen sie zudem entscheidend zur Erhaltung des UNESCO-Weltkulturerbes Wachau bei. Unsere Weingartenarbeit ist Landschaftspflege im besten Sinne des Wortes.

Die Domäne Wachau hat sich deshalb auch bei "Nachhaltig Austria", dem für ganz Österreich gültigen Nachhaltigkeitszertifikat, zertifizieren lassen. Auch die Winzervereinigung "Vinea Wachau", der heute rund 200 Weinbaubetriebe der Wachau angehören, hat jüngst beschlossen, dass bis 2023 alle Mitgliedsbetriebe dieses Zertifikat erwerben müssen.

DW Lagenkiste 2021

Das Produktportfolio der Domäne Wachau

Die Basis des Portfolios bilden die Weine der Wachau Classic Linie, darüber sind die Ortsweine aus Dürnstein und Weißenkirchen angesiedelt. Es folgen die Rieden-Cuvées aus Wachauer Urgesteinslagen. Sie stammen aus Terrassen, von denen ein Einzelausbau aufgrund der kleinen Fläche nicht sinnvoll wäre. Sie werden nach strengster Selektion gemeinsam vinifiziert und unter der Bezeichnung „Terrassen“ abgefüllt. Ganz oben thronen die Riedenweine. Das individuelle Terroir der Wachauer Steil- und Terrassenlagen bildet ihr Fundament und verleiht den Weinen Charakter, Tiefe und Einzigartigkeit.

Ried Kaiserberg Dürnstein Grüner Veltliner Federspiel

Der Kaiserberg Grüne Veltliner Federspiel kommt von einer steilen, terrassierten Hanglage an der Westseite von Dürnstein. Hier herrschen Paragneisböden und ein warmes Mikroklima. Gleichwohl offeriert der Wein - typisch für das Jahr 2021 - ein kühles und würziges, ziemlich rauchiges und kräuteriges Bouquet mit weißen Fruchtnoten im Hintergrund. Am Gaumen zeigt er sich quicklebendig und seidig texturiert. Es ist ein gut strukturierter und pikanter GV mit einem langen und komplexen Abgang. Exzellent!

Ried Liebenberg Dürnstein Grüner Veltliner Federspiel

Der Grüne Veltliner Federspiel vom Liebenberg entstammt einem steilen, terrassierten Südhang mit alten Trockenmauern und Gneisverwitterungsböden. Er präsentiert sich klar, elegant und komplex, mit eher pflanzlichen als fruchtigen Aromen. Am Gaumen sehr vital und erfrischend mit extrem feiner Säure, deutlichem Gerbstoffeintrag und druckvollem, enorm salzigem Finale. Alles ist perfekt ineinander verwoben und in seinem Terroir-Ausdruck einfach hervorragend.

Ried Bruck Spitz Riesling Federspiel

Der Bruck Spitz Riesling Federspiel kommt aus einer Steillage auf Gneis und Marmor im kühleren Spitzer Graben. Wow! Was für ein wundervoller Wein! Seine Nase ist rein und tiefgründig. Am Gaumen ist die Hölle los. Super lebendig, komplex und finessenreich. Voller Spannung und ungemein salzig im unendlich langen Ausklang. Ein Traum!

Domaene Wachau 3Weine

Ried Achleiten Grüner Veltliner Smaragd

Der Grüne Veltliner Smaragd aus der Lage Achleiten präsentiert sich mit einem tiefen, feinen und angenehm frischen Bukett mit steinigen Noten gepaart mit saftigen gelben Früchten. Der Gaumenauftritt ist vollmundig und rund, mit kristalliner Säure und einer dichten mineralischen und phenolischen Struktur. Enorm vital und druckvoll im Finale. Große Zukunft!

Ried Singerriedel Riesling Smaragd

Der Singerriedel Riesling Smaragd repräsentiert das kühle Terroir von Spitz. Raffiniert, pikant und steinig am Gaumen, mit lebhafter Säure und fester phenolischer Struktur. Ein geradliniger, schnörkelloser und beeindruckend präziser Riesling. Sehr lang und salzig-pikant klingt er aus.

Müller-Thurgau Extrem MTX

Der Müller-Thurgau Extrem MTX präsentiert sich rein und frisch. Am Gaumen ist er knochentrocken, aber dicht und mit viel Grip ausgestattet. Ein hervorragender Speisenbegleiter!

Roter Traminer Spitz an der Donau Reserve

Dieser Rote Traminer aus alten, terrassierten Weingärten auf Paragneiss gefällt mit einer klaren, tiefen, eleganten und dezent aromatischen Nase. Am Gaumen wirkt er rund und dicht, aber keineswegs üppig. Für viel Frische sorgen wunderbar integrierte Gerbstoffe. Ein reichhaltiger und komplexer Wein.

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Demnächst zu Gast im Podcast von "Genuss im Bus" ist Fred Loimer

In 14 Tagen geht es weiter hier im Podcast. Dann nimmt Fred Loimer am Mikrofon Platz. Wie kaum ein anderer Winzer steht Fred Loimer für ständige persönliche Weiterentwicklung. Stillstand kennt er nicht und doch wirkt er bei der Begegnung ungemein relaxed und geerdet. Tempo und Langsamkeit scheinen gleichermaßen sein Leben zu prägen. Mit Gegensätzen kann dieser Mann umgehen. Seinen Betrieb hat er von einem High-Tech hin zu einem Low-Intervention-Weingut entwickelt - mit sehr viel Gespür für Ästhetik und Architektur.

Seine Grünen Veltliner und Rieslinge gehören zum Aufregendsten, was Österreich auf der Basis dieser Sorten zu bieten hat. Daneben produziert er seit ein paar Jahren ganz vorzüglichen in Flaschen vergorenen Sekt.

Im Interview spreche ich mit ihm über sein Verständnis der Biodynamie, die Probleme der Umstellungszeit und wie er sie gemeistert hat, wir reden über Ästhetik und Wachstum, Genuss und Familie und wie es gelingt, ein so großes Weingut auf Kurs zu halten, ohne zu überdrehen.

Schaltet also gerne wieder ein, wenn am 12. August die nächste Episode von Genuss im Bus an den Start geht.

Bis dahin wünsche ich Euch eine gute Zeit und sage für heute Tschüss und Auf Wiedersehen. Und nicht vergessen:

Lasst es Euch schmecken!

Wolfgang


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