Im Folgenden teile ich die Welt der Rotweine zunächst in Gruppen mit gemeinsamen elementaren stilistischen Merkmalen, dann in einem zweiten Schritt in ansonsten unübliche Kategorien des Charakters und Temperaments ein. Mit Hilfe dieser Einteilungen wird es Dir sehr viel leichter fallen, deine Weinauswahl auf Trinkanlass, Stimmung und die Besonderheiten deiner Vorlieben abzustimmen.
Um je nach Anlass und geschmacklichen Präferenzen die passenden Weine zu finden, ist sinnvoll, die angebotenen Rotwein-Typen zu differenzieren und in Gruppen mit gemeinsamen stilistischen Grundmerkmalen zusammenzufassen. Damit du schnell erfassen kannst, welcher Wein in welche stilistische Gruppe gehört, habe ich Überblickstabellen erstellt, die ich dir gerne zusende.
Roséweine sind die Nebendarsteller auf der Bühne des Weins. Sie stehen für unkomplizierten und preiswerten Trinkgenuss, Größe streben sie nicht an. Sie sind Sommerweine par excellence, maßgeschneidert für Parties, Picknicks und Essen im Freien, auf der Terrasse oder im Garten. Roséweine machen sich als universelle Speisenbegleiter nützlich und wollen jung und gut gekühlt genossen werden.
Die Gruppe der leichten und saftig-erfrischenden Rotweine versprühen ungemein viel Trinkfreude. Es sind Weine für unkomplizierte, fröhliche Anlässe, sie passen wunderbar zum Essen und lassen Ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen, lange bevor das Mahl eröffnet ist. Gleichwohl machen diese zarten, tanninarmen Gewächse auch als Solisten eine gute Figur.
Gelungene Exemplare dieses überaus sinnlichen Weintyps locken stets ein Lächeln hervor. Ihnen ist eine wundervolle Verbindung von betörender Duftigkeit, Fruchtsüße, seidig-samtiger Textur und delikatem Geschmack zu eigen. Auf der Basis einer harmonischen Säure und feinkörnigen Tanninen präsentieren sie sich am Gaumen ungemein zart und geschmeidig.
Diese Kategorie ist eine Fundgrube für Liebhaber individueller Rotweine mit Persönlichkeit, Ursprungsidentität und einem Schuss rustikalem Charme. Sie sind nichts für sensorische Weicheier! In ihrer Jugend strotzen diese Weine nur so vor Kraft und geschmacklicher Intensität. Sie sind vollbepackt mit Tannin und es dauert in der Regel einige Jahre, bis sie ihre verschlossene, nicht für jedermann leicht zugängliche Art abstreifen und sich allmählich feinere, nuancenreichere Facetten einstellen. Ihre Stärken spielen sie vor allem als Speisenbegleiter aus.
In diesem Segment versammeln sich die edlen Klassiker aus Frankreich, Italien und Spanien. Nicht Kraft, sondern Eleganz und Feinheit sind ihre Stärken. Sie sind enorm alterungsfähig und entwickeln mit zunehmender Flaschenreife einen großen Zauber von Feinheit und Harmonie, Komplexität und Finesse. Dann sind es die ausgewogensten Rotweine überhaupt: mit stets moderatem Alkoholgehalt, feiner, balancierter Säure und zarten, feinkörnigen Tanninen.
Dieser Rotweintyp präsentiert sich selbstbewusst extrovertiert: in dichtem Schwarzrot, einer beeindruckenden Aromenintensität und einem Gaumenauftritt, der an Opulenz kaum mehr zu überbieten ist. Diese säurearmen, aber alkohol- und tanninreichen Gewächse gefallen nicht zuletzt aufrund ihrer angenehm cremig-samtigen Textur und ihrer oftmals ultrareifen Beerenfruchtigkeit mit Noten süßer Gewürze und Anklänge an Mokka- und Schokoladentönen.
Die „Sinnlichen“ sind Weine für genussorientierte Nonkonformisten, die die Freuden des Lebens genießen. Die Textur dieser Weine ist ausgesprochen seidig und zart, ihre Aromatik betörend subtil. Viele Winzer und Kellermeister in der ganzen Welt widmen sich dem Projekt der "Sinnlichen". Sie begreifen es als eine besondere Herausforderung, vielleicht die größte in ihrem Winzerleben. Doch längst nicht immer gelingt dieses Projekt. Der Weg gestaltet sich sehr viel unberechenbar als im Falle der meisten anderen Weine. Soll wirklich Großes entstehen, braucht es leidenschaftliche, mitunter besessene Weinmacher, die keine Risiken, keine Mühen scheuen und sich dem Projekt des Sinnlichen mit Haut und Haaren verschreiben. Der Hauptprotagonist der "Sinnlichen" ist die Rebsorte "Pinot Noir".
Die „Extrovertierten“ tun alles, um aufzufallen. Sie stellen ihre Reize offen und selbstbewusst zur Schau. Sie donnern sich auf und werfen sich in Schale – hier noch ein bisschen Puder, dort noch ein wenig Rouge. Während sich die einen mit einem unwiderstehlichen Parfüm in Szene setzen, verführen die anderen mit einem verlockenden Gaumenauftritt. Mal berühren uns weiche, üppige Rundungen, mal barocke Fülle. Die Hauptprotagonisten der "Extrovertierten" sind die Rebsorten "Shiraz" und "Cabernet Sauvignon" aus der Neuen Welt.
In die Kategorie „Klassiker“ fallen Weine mit historisch gewachsener Identität, etabliertem Geschmacksprofil und weltweiter Reputation. Es sind Produkte, die die Aura der Unverwechselbarkeit und stilistischen Originalität ausstrahlen und den Verlockungen vergänglicher Moden weitgehend widerstehen. Die Hauptprotagonisten der "Klassiker" sind die Rotweine aus dem "Médoc" und aus dem spanischen Gebiet "Rioja".
Die „Vergnügten“ schenken viel Trinkfreude. Sie kommen unbeschwert, fröhlich und ungemein trinkig daher und verbreiten auf ganzer Linie heitere Gelassenheit. Sie sind weder mächtig noch allzu schlank, weder sehr tanninreich noch besonders süß. Sie sind im besten Sinne des Wortes gefällig, können die unterschiedlichsten Gelegenheiten begleiten und sollten sich eigentlich größerer Beliebtheit erfreuen. Die Hauptprotagonisten der "Vergnügten" sind die Rotweine aus dem "Beaujolais" und aus dem italienischen Gebiet "Valpolicella". Mehr über den "Beaujolais" erfährst du in einem Artikel von mir: Beaujolais.
Die „Rassigen“ sind die Rennpferde unter den Rotweinen dieser Welt. Sie strotzen nur so vor Vitalität und Lebensfreude. Sie sind muskulös, kommen aber ohne jedes Gramm Fett aus. Wenn sie uns begegnen, wirken sie explosiv, bis in die letzten Poren gespannt und überraschen dann am Gaumen durch zärtliche Eleganz. Schließlich verabschieden sie sich mit wunderbar kristallklaren, reinen Aromen, einem Hauch Mineralität und der blitzenden Klarheit frischen Quellwassers. Die Hauptprotagonisten der "Rassigen" sind die Rotweine von der nördlichen Rhône (Hermitage) und aus dem italienischen Gebiet "Chianti Classico" (siehe auch meinen Artikel über die Toskana).
Die „Exoten“ kommen verhüllt in den Schleier des Unbekannten und Außergewöhnlichen daher. Wenn sie die Bühne der Öffentlichkeit betreten, erregen sie stets Aufmerksamkeit und Staunen. Dabei präsentieren sie sich weder besonders verlockend noch auffallend elegant, charmant oder vergnügt. Ihr Reiz ist ihre Andersartigkeit, ihre nicht alltägliche stilistische Performance. Ihre Ästhetik ist eine Ästhetik des Nonkonformen. So darf es nicht wundern, dass sie unter den Weinliebhabern vor allem die Individualisten, Abenteurer, Draufgänger und Spieler bedienen, jedoch ganz und gar nicht den geschmacklichen Mainstream. Die Hauptprotagonisten der "Exoten" sind die Rotweine aus den französischen Gebieten "Cahors" und "Madiran" und aus dem spanischen Gebiet "Bierzo".
Die „Preiswerten und Unterschätzten“ genießen in der Szene kein großes Image. Ihre Reputation kann im besten Fall solide Qualitäten, handwerklich gut gemachte Produkte reklamieren, aber eben nicht mehr. Doch damit werden sie oft unter Wert gehandelt. Und im Einzelfall finden sich unter ihnen wahre Juwele – sicherlich keine großen Weine, aber charaktervolle und geschmacklich originelle Alltagsweine, die für kleines Geld zu haben sind. Die Hauptprotagonisten der "Preiswerten" sind die Rotweine aus dem französischen "Languedoc" (siehe hierzu meinen Artikel über St-Chinian) und aus dem italienischen Gebiet "Apulien".
So, nun bist du gut gerüstet! Die Welt der Rotweine liegt dir zu Füßen, wartet darauf, von dir entdeckt zu werden. Wenn du jetzt neugierig und vorurteilsfrei losmarschierst, wirst du spannende Begegnungen erleben. Wie Du auf diesem Wege systematisch vorgehen kannst, beschreibe ich hier.
Lass es dir schmecken!
Wolfgang
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