Erinnerst Du dich noch an die Worte von Graf Matuschka, die ich in einem früheren Blog-Artikel zitiert habe? Um passende Wege zum Wein zu finden, empfahl er eine eigene Sprache, eigene Ausdrucksformen für das Sinnliche und Emotionale beim Weinverkosten zu finden.
In seiner Sicht ist es hilfreich, wenn man sowohl die persönlichen Eindrücke als auch die wichtigsten Etiketteninformationen in einem eigens zu diesem Zweck angelegten Heft festhält. Und dann ergänzte er: „Schlage einen systematischen Weg ein."
Wenn Du einen erfahrenen, gut sortierten und vertrauenswürdigen Weinhändler kennst, bitte ihn, Dir zunächst eine, später vielleicht eine zweite und dritte 12er-Kiste mit ausgewählten Weinen zusammenzustellen.
Für den Anfang ist es sinnvoll, mit den Klassikern zu beginnen. Wichtig ist nur, dass Dein Weinhändler typische Vertreter findet, die den jeweiligen Weinstil authentisch repräsentieren.
In der ersten Weißweinkiste wären dann wahrscheinlich die französischen Klassiker aus dem Burgund (Chablis, Meursault), der Loire (Sancerre, Vouvray), aus Bordeaux (Graves) und dem Elsass (Gewürztraminer); aus Deutschland wären sicher ein Riesling von der Mosel und einer aus dem Rheingau oder der Pfalz dabei, vielleicht auch ein Silvaner aus Franken; ein Soave aus Italien, Vinho Verde aus Portugal, aus Österreich ein Grüner Veltliner (Wachau) und aus der Schweiz ein Chasselas (Wallis).
Die zweite Weißweinkiste könnte aus Überseeweinen (Kalifornien, Chile, Südafrika, Neuseeland, Australien) bestehen, eine dritte aus Juwelen (Jura, Rhône, Wallis, Eisacktal, Steiermark, Liberia Sacra, Moncao…) abseits des Mainstreams.
Auch beim Rotwein empfiehlt es sich, mit den Klassikern zu beginnen: Bordeaux, Burgund, Beaujolais und Rhône aus Frankreich, ein Rioja aus Spanien, Chianti Classico, Valpolicella und Barolo aus Italien, Merlot aus dem schweizerischen Tessin, aus Österreich ein Blaufränkisch (Burgenland), aus Deutschland ein Spätburgunder (Ahr) und aus Portugal ein Dão.
Picke Dir danach eine Region, die Dich besonders interessiert, heraus und schau sie Dir genauer an. Neben den bekannten Aushängeschildern verbergen sich oftmals noch eine Reihe hochinteressanter Gewächse, die der vordergründigen Aufmerksamkeit meist entgehen. So hat zum Beispiel das Piemont weit mehr zu bieten als bloß Barolo und Barbaresco. Probiere auch Barbara und Dolcetto, Grignolino und Freisa, Bonarda und Vespolina, Brachetto, Ruché und Pelaverga.
Konzentriere Dich nicht nur auf die Stars, schenke auch den weniger glamourösen Vertretern Deine Aufmerksamkeit. Um allerdings solche Schätze verkosten zu können, musst Du entweder ins Ursprungsgebiet dieser Weine reisen oder einen wirklich hochgradig spezialisierten Händler ausfindig machen.
Handelt es sich bei Deinem Händler um einen Weinenthusiasten, kannst Du ihm die Auswahl ohne weitere Vorgaben getrost überlassen. Es wird ihm ein Herzenswunsch sein, die schönsten und aussagekräftigsten Weine für Dich zu finden. Setze ihm eine preisliche Obergrenze für jede Kiste. Es müssen keineswegs die teuersten Weine sein, aber knausrig solltest Du in diesem Falle auch nicht sein.
Wenn Du für die Flasche im Durchschnitt zwischen 10 und 15 Euro veranschlagst, kannst Du sicher sein, eine Zusammenstellung repräsentativer Vertreter zu erhalten. Und bedenke eine alte Weisheit: Umso mehr Geld Du in den Erwerb eines Weines investiert hast, desto mehr Zeit solltest Du in die Begegnung mit ihm investieren, um all seine Besonderheiten und Feinheiten entdecken zu können.
Rechne auf jeden Fall damit, dass Dich nicht jeder Wein auf den ersten Blick und beim ersten Schluck in begeisternde Verzückung versetzen wird. Manche wirst Du im Nu ins Herz schließen, doch andere werden wie eine Provokation daherkommen und Dir viel Toleranz abverlangen.
Jeden Abend, oder wann immer es für Dich passt, öffnest Du eine Flasche zum Essen. Nehme unbedingt einen ersten Schluck noch vor dem Mahl und beobachte, welche Figur der Wein als Solist macht. Notiere deine Beobachtungen zu Farbe, Aroma und dem, was du am Gaumen erlebst.
Notiere Deine Eindrücke zu diesem Zeitpunkt sowie die wichtigsten Informationen (Produzent, Anbaugebiet, Jahrgang…) und den folgenden Gerichten. Dann darf sich der Wein als Speisenbegleiter bewähren. Beobachte, ob er sich in dieser Rolle wohl fühlt oder ob er als Solist eine bessere Figur gemacht hat.
Manche wirken als Speisenbegleiter sehr viel runder und geschmeidiger, andere verlieren an Ausstrahlung, weil das Essen ihnen den Rang abläuft. Wiederum andere erweisen sich als so dominant, dass alle Feinheiten eines Gerichts verlorengehen. Prüfe ebenfalls, ob sich der Wein mit zunehmendem Sauerstoffkontakt verändert. Manche gewinnen, andere leiden.
Nicht schon gleich mit der ersten 12er-Kiste, aber schon sehr bald wirst Du ein Gespür entwickeln, welche Weine Dir gefallen und welche weniger zu Dir und Deinen geschmacklichen Vorlieben passen. Und Du wirst feststellen, dass es Dir zunehmend leichter fällt, Deine Beobachtungen aufzuschreiben.
Notiere alles, was Dir wichtig erscheint. Vielleicht entsteht dann irgendwann der Wunsch, spezielle Fragen und Aspekte vertiefen zu wollen. Dann kommen Fachliteratur und Seminarangebote ins Spiel. Dazu wird es demnächst einen weiteren Blog-Artikel von mir geben.
Rebsorten-Tastings markieren einen alternativen Weg, der von Anfang an eine wesentlich stärkere Fokussierung bedeutet.
Suche Dir eine weiße und eine rote Rebsorte aus und trinke über einen bestimmten Zeitraum, sagen wir ein bis zwei Monate, nichts anderes. Wenn Deine Wahl zum Beispiel auf Sauvignon Blanc und Syrah fällt, dann trinke zuerst alle Sauvignons, die Du bekommen kannst. Tauche tief ein in die geschmackliche Welt dieser Rebsorte und koste Exemplare aus Neuseeland, Norditalien, Südafrika, aus verschiedenen französischen Regionen und aus Deutschland. Schreibe Deine Eindrücke auf: Was haben die Weine gemeinsam, was unterscheidet sie?
Dann verfahre genauso mit der Sorte Syrah und lerne Vertreter aus Australien, Kalifornien, Argentinien, dem Rhône-Tal und aus dem Languedoc-Roussillon kennen. Wenn es beginnt, langweilig zu werden, wenn Du bereits vom Duft und Geschmack dieser Sorten träumst, dann ist die Zeit für die nächste Paarung gekommen. Doch diese beiden Varietäten werden sich tief und dauerhaft in Deinem geschmacklichen Gedächtnis verankern und wann immer sie Dir mal wieder begegnen, weißt Du, wen Du vor Dir hast.
Du kannst auch Ausschau halten nach Seminarangeboten, die ausschließlich einer einzigen Rebsorte oder dem Vergleich zweier Rebsorten gewidmet sind. Erfahrene Anbieter werden mit ihrem Informationsinput und einem interessant zusammengestellten Tasting Deinen Horizont noch einmal deutlich erweitern. Oder Du organisierst ein Rebsorten-Tasting im Freundeskreis und teilst auf diese Weise die Kosten der Veranstaltung. Das hat nicht nur großen Unterhaltungswert, Ihr könnt Euch austauschen, voneinander lernen, individuelle Vorlieben und unterschiedliche Herangehensweisen diskutieren und die Freude, die eine intensive Begegnung mit Wein beschert, miteinander teilen. Es wird nicht ausbleiben, dass zu einem Wein unterschiedliche, zum Teil sogar konträre Beobachtungen und Meinungen zum Vorschein kommen. Das ist für alle Beteiligten eine wunderbare Lehrstunde in Sachen Toleranz und Bescheidenheit.
Wolfgang
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