Christian Hirsch im Podcast Genuss im Bus

Christian Hirsch im Podcast Genuss im Bus

Christian Hirsch im Podcast Genuss im Bus

Der Westcoast-Inspirierte mischt die beschauliche Idylle Leingartens mächtig auf

Mein heutiger Interviewgast, der jung-dynamische Christian Hirsch aus Leingarten im Weinbaugebiet Württemberg, ist mit der Zielsetzung angetreten, Rotwein aus dem Ländle neu zu definieren: "Hirsch ist Wild" hat er sich dabei als Motto gegeben – ein Wortspiel, das nicht auf die Persönlichkeit des Winzers zielt als vielmehr auf den Kern der Markenbotschaft und letztlich auch die Stilistik der Weine auf den Punkt bringt.

Christian Hirsch bei der RC Lese 2020 letzter Weinberg des Jahres

Die kalifornischen Inspirationen des Christian Hirsch

Christian Hirsch ist seinen stilistischen Vorbildern vor allem in Kalifornien begegnet. Als Mitarbeiter des Robert Mondavi Institute am Department of Viticulture & Enology der University of California hat er die superben Abfüllungen aus den Sorten Merlot und Cabernet fast täglich im Glas gehabt. Im Rückblick gesteht der sympathische Weltenbummler heute:

"In den Tagen in Davis habe ich mein Herz an diese Weine verloren. Ich war total begeistert von ihrer leidenschaftlich-kraftvollen, fruchtkomplexen und vollmundigen Art. Die Besten sind zugleich immer auch ungemein präzise und fokussiert und bieten herrlichen Trinkfluss. Ich habe unendlich viele WOW-Effekte erlebt. Diese Weine sind stilistisch gesehen der absolute Kontrapunkt zu allem, was ich von meiner Heimat kannte."

Juliane und Christian Hirsch Selfie im Weinberg

Regionale und internationale Rebsorten

Und weil diese Erfahrungen ziemlich zeitgleich mit deutlichen Hinweisen auf klimatische Veränderungen hierzulande einhergingen, schien es nur logisch, die Zeichen der Zeit zu erkennen und nicht länger alles auf Trollinger und Co. zu setzen, sondern auch Sorten eine Chance zu geben, die mit Wärme und regenärmeren Bedingungen besser umgehen können.

"Unsere Kernkompetenz liegt in der Gegend rund um Heilbronn ganz klar beim Rotwein. Die Keuperböden bieten eine geniale Mischung zwischen guter Wasserspeicherfähigkeit und Kraft. Das kommt vor allem kraftvollen, strukturierten Rotweinen zugute. Deshalb fühlen sich hier nicht nur unsere heimischen Varietäten, sondern auch Sorten wie Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah pudelwohl. Von den heimischen Sorten ist es vor allem der Lemberger, der hier exzellent zurechtkommt, vorausgesetzt man fährt die Erträge nicht zu hoch."

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Winzerlehre, Studium, Kalifornien...

Christian Hirsch war nicht von Anfang an ein in den Winzerberuf verliebter junger Mann. Erst nach Abitur und Zivildienst ist ihm so langsam klar geworden, dass er sich eine berufliche Zukunft rund um den Wein vorstellen kann. Er hat dann zunächst eine klassische Winzerlehre begonnen, auf die er heutige mit sehr positiven Erinnerungen zurückblickt:

"Die Lehrjahre waren ungeheuer wichtig für mich. Neben all den handwerklichen Fertigkeiten, die ich gelernt habe, hat mich in dieser Phase meines Lebens das Weinvirus so richtig gepackt und seither nie mehr losgelassen. Und auch für das anschließende Önologie-Studium in Geisenheim waren die vorangegangenen praktischen Erfahrungen wichtig. So konnte ich viel besser einschätzen, was wirkliche Relevanz hat und was vergleichsweise unwichtig ist."

Geisenheim war dann für Christian Hirsch auch das Sprungbrett nach Kalifornien, zunächst in Form eines Praktikums, später dann als Stipendiat am berühmten Robert Mondavi Institute in Davis. Im Interview mit ihm habe ich gespürt, dass ihn seine Zeit in Kalifornien nachhaltig geprägt hat, sowohl im Hinblick auf sein Selbstbewusstwein und seine Ausstrahlung, als auch hinsichtlich seiner persönlichen geschmacklichen Vorlieben beim Wein.

Christian Hirsch Auto

Grenzenlos der Heimat verbunden

Dennoch ist er im Herzen immer auch ein Kind seiner Heimat geblieben - bodenständig, wertschätzend und den Traditionen seiner Eltern verpflichtet. Zugleich ist er einer, der über den regionalen Tellerrand schaut, der Lokales mit Überregionalem verbinden will, der sich ohne Scheuklappen inspirieren und begeistern lässt.

Mit einem Bein ist er fest in der Heimat verwurzelt, mit dem zweiten Bein spielt er, ist er neugierig und suchend weltweit unterwegs. Nur logisch, dass er sich auch bei seinen Weinen für eine Grenzen überschreitende Stilistik entschieden hat, eine Stilistik, die darauf zielt, Regionales und Überregionales so zu verbinden, dass der Mensch Christian Hirsch sich darin aufgehoben und wohl fühlt.

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Wir kennen die Welt und lieben unsere Heimat

Diesen Satz hat Christian's Schwester formuliert und ihm damit aus dem Herzen gesprochen.

"Dafür müssen wir erstmal rausgehen und das Ganze dann aufsaugen. Dann sieht man die Heimat mit ganz anderen Augen und lernt zu schätzen, was man daheim hat und wie man dort lebt. Das gilt auch für den heimischen Weinbau, die traditionellen Rebsorte, ihre Reifebedingungen und die Traditionen der Weinbereitung."

Dieser Link zwischen Internationalität und Heimatverbundenheit tritt am deutlichsten bei den verschiedenen Lemberger-Abfüllungen von Christian Hirsch hervor. Die Lemberger sind kräftiger, farbintensiver und wilder als die allermeisten anderen Abfüllungen in der Region. Diese heimische Sorte wird von Christian international interpretiert und dabei zeigt sich ganz eindeutig seine Handschrift.

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Das Weinsortiment von Christian Hirsch

Wo es stilistisch hingehen soll, zeigt er bereits mit seinem Einstiegswein "Rot und Wild", der mittlerweile auch in den Bordrestaurants der Deutschen Bahn ausgeschenkt wird. Diese Cuvée spiegelt Christians Wanderjahre durch die Weinwelt wider. Vereint sind in ihr Merlot und Cabernet und als Basis dient der Lemberger. Christian Hirsch meint dazu:

"Der ist würzig, vollmundig und schön ausbalanciert. Ein Rotwein von internationalem Format mit viel Frucht und Wucht, zugleich heimatverliebt und mit einem schwäbischen Herz ausgestattet."

Großes Geweih - die Spitze des Sortiments

Den Einstieg in die Welt der Großen Geweihe, seine Top-Range, bietet  die Abfüllung "CH". Die Initialen des Jungwinzers stehen in Großbuchstaben auf der "Cuvée Hirsch": Einem Zusammenspiel aus Lemberger, Pinot Noir und Cabernet. Christian Hirsch ist überzeugt, dass die Cuvée in der Filmwelt als Blockbuster durchgehen würde und empfiehlt als perfekt korrespondieres Gericht - mit einem Augenzwinkern - Hirschragout.

Weitere Vertreter im Top-Segment "Große Geweihe" schließen sich an: L! Lemberger, RC Cabernet Sauvignon, SY Shiraz, PN Pinot Noir und GT Trollinger bei den Roten sowie R! Riesling, Virginia Sauvignon Blanc und eine Cuvée auch GC Grauburgunder und Chardonnay bei den Weißen.

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Lemberger soll Visitenkarte der Region werden

Ganz losgesagt hat sich Christian Hirsch von seinen Wurzeln also nicht. Schließlich ist er davon überzeugt ist, dass Wein aus Württemberg mehr ist, als süßer Trollinger. Das beweist er vor allem mit seinen diversen Lemberger-Abfüllungen, egal ob reinsortig oder in der Cuvée. Für ihn ist diese Sorte der ureigenste Schatz der Region, der typischste Schwabe von allen. Über seinen Lemberger "Großes Geweih" äußert er sich so:

"Die Trauben stammen aus dem ältesten Weinberg des Weinguts. Er ist sehr stark vom kalkhaltigen Keuper geprägt. Die streng selektiv gelesenen Trauben wurden auf dem schnellsten Weg in die Kellerei gebracht. Nach der klassischen Maischegärung und einem Saftabzug von rund 15 Prozent reift die Cuvée für rund 30 Monate in Barriques aus schwäbischer Eiche. Der Wein zeigt eine sehr schöne Nase mit Aromen von Cassis, Kirschen, Brombeeren, Granatapfel, Vanille, Kaffee, Kakao, Edelhölzer, Nelken, Wacholder, Lorbeer, Muskat, Pfeffer, Thymian, Holunder und Pfingstrosen. Am Gaumen präsentiert er sich enorm druckvoll, zugleich elegant und vielschichtig. Ein wirklich sehr trinkanimierender, saftig-samtiger und lang anhaltender Wein."

Christian Hirschs Hoffnung: Sein Lemberger wird eines Tages die Visitenkarte seiner Heimatregion. Viel fehlt da sicher nicht.

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Online-Tasting mit Christian Hirsch am 11. Juni

Schon heute möchte ich auf das gemeinsame Online-Tasting hinweisen, dass Christian und ich zusammen für den 11. Juni geplant haben. Mehr Infos dazu und wie du dir ein Ticket holen kannst, erfährst du wie immer auf meiner Website.

Ich sage „Vielen Dank, lieber Christian, Danke für deine Gastfreundschaft, das Tasting und Danke für das schöne Gespräch. Damit hast du diese Podcast-Episode ja tatsächlich erst möglich gemacht."

Demnächst zu Gast im Podcast sind die Brüder Heinrich

Im Rahmen der nächsten Podcast-Episode bin ich mit den Brüdern Heinrich vom Weingut G.A. Heinrich in Heilbronn verabredet. Die exzellenten Weine aus diesem Hause laufen aktuell noch weitgehend unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit. Für mich gehören sie ganz eindeutig in die Kategorie „Geheimtipp“ und „Best Buys“.

Also, schalte wieder ein, wenn in genau zwei Wochen die nächste Episode von Genuss im Bus an den Start geht.

Bis dahin mach’s gut und lass es dir schmecken.

Wolfgang

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