Wenn es in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis Menschen gibt, die mit Dir die Freude am Wein teilen, gibt es kaum eine spannendere und lustvollere Unternehmung als eine gemeinsame Weinprobe in geselliger Runde - wenn die Verhältnisse es erfordern auch online. Wie Du dieses gesellige Beisammensein organisierst und ob Du die Verkostung einem Motto oder Thema unterstellen willst, bleibt ganz alleine Dir überlassen. Ein paar Tipps können die Sache jedoch erheblich vereinfachen.
Du solltest das Ereignis etwas vorbereiten: Halte für jeden Teilnehmer mindestens zwei gleich große, sauber geputzte Gläser bereit. Stelle ein paar Flaschen mit stillem Mineralwasser, etwas Weißbrot und Salzgebäck sowie ein paar Krüge zum Ausspucken auf den Tisch. Vielleicht möchten sich einige Deiner Gäste Notizen machen, damit sie ihre Eindrücke beim Verkosten nicht vergessen. Lege also Papier und Stifte zum Schreiben bereit. Begrenze so eine Weinprobe in geselliger Runde auf maximal acht bis zehn verschiedene Flaschen, sonst verlieren Ihre Gäste leicht den Überblick.
Kommen Menschen zusammen, die sich gerade erst an Wein herantasten, solltest Du eine Probe zusammenstellen, die nicht zu teuer und anspruchsvoll ist, aber gleichzeitig eine möglichst große geschmackliche Vielfalt repräsentiert. Sind nämlich die stilistischen Unterschiede der Weine breit gestreut, fällt es allen sehr viel leichter, diese Unterschiede zu erkennen und zu benennen – und ganz bestimmt findet dann am Ende auch jeder seinen Lieblingswein.
Wähle Weine mit markanter Stilistik, etwa einen Sauvignon blanc und einen Muskateller, einen Gewürztraminer und einen Chardonnay, der im Barriquefass ausgebaut wurde. Das sind allesamt Weine, an denen sich Kontroversen entfachen; Weine, die der eine heiß und innig liebt, der andere aber lieber meidet.
Achte auf die Reihenfolge der Weine, die Du in der geselligen Runde ausschenkst. Beginne mit einfacheren, leichteren und jüngeren Weißweinen. Dann kannst Du Dich steigern und irgendwann zu den Rotweinen übergehen.
Am Ende stehen dann die schwersten Rotweine z.B. aus Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Malbec oder Shiraz. Zu den schweren Rotweinen zählen auch zwei Italiener: der Amarone della Valpolicella und der Brunello di Montalcino.
Wenn Du allerdings Süß- beziehungsweise Dessertweine in deine Weinprobe eingebaut hast, gehört das Finale der Weinprobe in geselliger Runde ihnen (siehe hierzu auch meine Artikelserie: Dessertweine).
Wenn Du kleine Gerichte zu den Weinen reichst, rate ich dazu, die Weine in einem ersten Durchgang solo zu verkosten und dann anschließend zu schauen, wie sie sich verändern, wenn sie eine bestimmte Speise begleiten.
Das ist oft sehr lehrreich, denn häufig büßen die attraktivsten Solisten zum Essen ihr Format ein und wirken plötzlich schwächlich, und umgekehrt blühen Weine, die als Solisten eher unauffällig daherkommen, zu einem Gericht plötzlich auf und zeigen sich von einer ganz anderen Seite. Mehr dazu findest Du in einem weiteren Blog-Artikel von mir: hier klicken!
Bereitest Du die Verkostung hingegen für erfahrenere Zeitgenossen vor, so sollte die Aufmerksamkeit auf die feineren Unterschiede von Wein zu Wein gerichtet werden. Es macht deshalb Sinn, Weine nach bestimmten Themen auszuwählen: Weine aus einer Rebsorte und einem Jahrgang, aber aus verschiedenen Anbaugebieten; Weine aus einem Anbaugebiet und einem Jahrgang, aber von verschiedenen Erzeugern; oder Weine von einem Erzeuger aus verschiedenen Jahrgängen.
Zusätzliche Spannung kommt auf, wenn Du ankündigst, dass Du einen „Piraten“ – also einen Wein, der eigentlich nichts in der von Dir aufgebauten Verkostungsreihe verloren hat – eingeschmuggelt hast.
Und schließlich: Verhülle die Weine und versehe sie jeweils mit einer Nummer. Denn nur wenn Du die Weine „blind“, das heißt verdeckt ausschenkst, werden Deine Gäste ihnen mit der größtmöglichen Unvoreingenommenheit begegnen, und nur wenn sich Deine Runde in eine Gruppe konzentrierter Weindetektive verwandelt, kann jene knisternde Spannung entstehen, die keiner der Gäste so schnell wieder vergessen wird.
Eine italienische Weinzeitschrift hat ein geniales und zugleich ungemein lustvolles Prinzip für Weinproben in geselliger Runde etabliert: Es gibt reichlich Wein und dazu ebenso reichlich gutes Essen. Jeder trinkt die Weine, die er am liebsten mag und am Schluss wird mit dem Maßband gemessen, wie viel Wein noch in den Flaschen übrig geblieben ist. Dann gilt: Je leerer die Flasche, desto besser der Wein.
Damit die besten Weine auch wirklich ermittelt werden können, sind Spucken und Auskippen der Gläser streng verboten. Was man sich in die Gläser gießt, muss ausgetrunken werden. Verpönt ist deshalb auch ungefragtes gegenseitiges Einschenken.
Wer einen so einen Abend organisieren will, sollte abschätzen, wie viele Mittrinker anwesend sein werden. Die Erfahrung zeigt, dass man für acht voll mittrinkende Teilnehmer acht möglichst verschiedenartige Flaschen (moderner und traditioneller Stil, verschiedene Sorten oder Provenienzen) öffnen sollte. Mindestens ein gemeinsamer Nenner – der Jahrgang zum Beispiel, die Traubensorte oder die Herkunft – sollte vorab festgelegt werden.
Es empfiehlt sich, die Teilnehmer die Weine bereits vor dem Essen probieren zu lassen, allerdings nur jeweils ein winzig-kleines Schlückchen (Spucken ist ja verboten). Die Flaschen werden anschließend auf dem Esstisch verteilt, und jeder darf von den Weinen trinken, die ihm gefallen. Jeder bedient sich selbst, erst nur ganz wenig von jedem Wein, dann mehr von seinen Favoriten. Egoistisches Wegtrinken ist ausdrücklich erlaubt! Gegenseitiges Beeinflussen auch.
Ich empfehle Dir als Gastgeber, den „Test“ abzubrechen oder zumindest zu unterbrechen, wenn ein Viertel oder ein Drittel der Flaschen leer ist und die Gäste beginnen, sich langsam über die Weine ihrer zweiten Wahl herzumachen. In diesem Moment misst Du mit dem Metermaß die Weinreste in den Flaschen und hältst das Resultat in Zentimetern fest. Und dann gilt: Je leerer die Flasche, desto besser der Wein!
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