Für eine weitere Episode von Genuss im Bus habe ich meine Tour durchs Remstal fortgesetzt und in Gundelsbach mit Leon Gold einen jungen Senkrechtstarter in der Branche getroffen. Leon hat sich mit der Gründung seines Weingutes und dem gerade fertig gestellten Weinkeller einen Kindheitstraum verwirklicht. Er zählt zur relativ seltenen Spezies der Quereinsteiger, die sich ohne familiären Background für den Beruf des Winzern entscheiden.
Erste Meriten hat er sich als Mitarbeiter in den Biodyn-Betrieben von Sven Leiner in Ilbesheim und Jochen Beurer in Stetten verdient. Das hat ihn nachhaltig geprägt, sagt er mir im Interview. Deswegen sei dann später bei der Gründung seines eigenen Betriebes die Ausrichtung keine Frage mehr gewesen: Bio war bei Leon Gold von Anfang an gesetzt.
Dennoch hat Leon Gold nicht von Anfang an eine Zertifizierung angestrebt. Er war der Meinung, dass er mit denjenigen, die ihm das nicht glauben, in die Weinberge fahren kann und ihnen dort alles vor Ort zeigen. Doch als dann die Rebfläche immer größer wurde und er auch vermehrt mit dem Handel zusammengearbeitet hat, kam der Punkt, wo das so nicht mehr funktioniert hat. Leon Gold wurde klar, dass er auch in der Außenkommunikation Klarheit schaffen musste.
Das große weinbauliche Potenzial des Remstals sieht Leon Gold neben der großen Bodenvielfalt (Sandsteinformationen) vor allem in der Vielzahl kleiner und kleinster Zonen mit einem ganz eigenen Mikroklima. Das biete exzellente Voraussetzungen für ganz unterschiedliche Rebsorten, für solche, die kühlere Lagen bevorzugten ebenso wie für solche, die wärmere Lagen bevorzugten.
Bei Neupflanzungen setzt er auf eine möglichst große Vielfalt des Pflanzmaterials. Das werde vor allem auch im Hinblick auf die Witterungsturbulenzen infolge des Klimawandels immer wichtiger. In seinem Rebsortenportfolio hat Leon Gold auch zwei pilzwiderstandsfähige Sorten, er gesteht jedoch, dass sein Herz für die klassischen Sorten schlägt.
Im Keller setzt er vor allem auf den Faktor Zeit: langsame Gärung mit den natürlichen weinbergs- und kellereigenen Hefen und eine lange Lagerung auf der Hefe. Dabei kommen neben Edelstahl-, Holz- (Stück- und Halbstückfässer, Tonneaus und Barriques) und Steinfässern auch Amphoren zum Einsatz. Leon liebt vor allem die kleineren Gebinde, weil ihm dann später bei der Zusammenstellung der finalen Cuvée viele Puzzleteile zur Verfügung stehen, um dem Endprodukt individuellen Schliff und eine eigene Note zu verleihen.
Das gute Klima in der Remstäler Winzerschaft entwickle sich, so Leon Gold, immer mehr zu einem weiteren Pluspunkt für die Region und die Region zu einem Hotspot in der deutschen Weinszene. Kooperation statt Wettbewerb, das bringe die aktuellen Entwicklungen am besten auf den Punkt. Ganz anders als frühere Generationen haben tatsächlich die jungen Winzer erkannt, dass man die Region in der Außerwahrnehmung nur gemeinsam voranbringen kann.
Gerne verweise ich in diesem Zusammenhang auf die bereits online gegangenen Podcast-Produktionen mit Andi Knauß und Jochen Beurer sowie die für die nächsten Wochen geplanten bzw. bereits vorproduzierten Episoden mit Moritz Haidle, Marcel Idler, Fabian & Steffi Lassak und Olympia & Hannes vom Weingut Roter Faden.
Allen, die die Weine von Leon Gold kennenlernen möchten, seien zum Einstieg folgende Vertreter empfohlen:
Er ist durch und durch ein Naturbursche, dieser Ruf eilt ihm voraus. Dass er auch ein Faible fürs rasante Gabelstaplerfahren pflegt, dürfte weniger bekannt sein. Bei meinem Besuch bei ihm in Gundelach konnte ich mich jedoch ganz persönlich und recht anschaulich davon überzeugen.
Demnächst sind weitere Winzer aus Württemberg zu Gast im Podcast von Genuss im Bus: Zunächst Moritz Haidle, dann Helmut Dolde, Marcel Idler und Fabian Lassak.
Lass es Dir schmecken!
Wolfgang
Was denkst du?